Franziskaner Mission 3 | 2020

Die Provinz Tay Nguyen ist die ärmste im armen Land Vietnam. Die Pandemie trifft diesen Teil des Hochlandes am stärksten, insbesondere die hier beheimateten ethnischen Minderheiten. Die Menschen leben von Handarbeit und Landwirtschaft, viele werden von Verwandten finanziell unterstützt, die in fernen Städten arbeiten und Geld verdienen. Arbeitslosigkeit und fehlende Hilfs­ aktionen von Nichtregierungsorganisationen aufgrund der Corona-Pandemie kommen nun dazu. Die Missionsarbeit der Franziskaner hier in Tay Nguyen war vor Corona in einer sehr guten Situa- tion. Die Anzahl der Kircheneintritte stieg von Jahr zu Jahr. Durchschnittlich zählten wir jährlich 400 Kircheneintritte in den Pfarreien der Franziskaner. Viele der Dörfer kannten früher keine religiösen Gemeinschaften; heute besitzen sie sogar Kapellen, wo Menschen zusammenkommen, um Gottes- dienste zu feiern. Die Bewohner sehen heute die Kirche als ihren Glaubensort, an dem sie Zuge­ hörigkeit und Miteinander finden. Es gab viele franziskanische Angebote, zum Beispiel regelmäßige Kurse für Katecheten, die bereit sind, als Missionare mitzuwirken. Rund 100 junge Männer und Frauen nahmen teil. Sonntags- gottesdienste wurden an verschiedenen Orten gefeiert. Dazu gehörte auch der sonntägliche Kate- chismus für Erwachsene und Kinder. Die Kateche- ten gingen in alle Dörfer, um die Frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen. Die Franziskaner konnten vor der Pandemie Men- schen besuchen, um deren Glauben zu stärken. Hinzu kamen viele Hilfsgruppen aus anderen Städten mit Lebensmitteln, um den ethnischen Minderheiten zu helfen. Erziehungs- und Gesundheitsprogramme wurden angeboten und angenommen. Und den- noch ist dies alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der starken Armut. Einschränkungen Gottesdienste und Treffen in den Gemeinden wur- den wegen der drohenden Pandemie vorübergehend gestoppt. Die Menschen feiern die heilige Messe – wo es möglich ist – online im Livestream. Missions- gruppen in den Gemeinden können nicht mehr aktiv werden. Besuche bei den armen Menschen dürfen nicht mehr durchgeführt werden. Der Katechetenun- terricht muss auf unbestimmte Zeit verlegt werden. Alle Kindergärten sind geschlossen. Die Internats- schüler mussten zurück zu ihren Familien gehen. Die Franziskaner sehen vermehrt Probleme bei der Versorgung der ärmsten Familien, weil es ihnen an finanziellen Mitteln fehlt. Im Falle eines Ausbruchs des Virus werden viele Todesopfer zu beklagen sein, da das Gesundheitssystem in Vietnam nicht in der Lage sein wird, die Kranken zu pflegen. Das System würde zusammenbrechen. Auch sind die Krankenhäuser kaum mit geeigneten Mitteln für solche Fälle ausgestattet. Die Brüder treffen sich in der Regel traditio- nell am Montag, um sich über ihre Arbeit auszutau- schen. Doch in dieser Zeit wurden die Treffen immer weniger. Wenn doch eine Zusammenkunft möglich ist, müssen sich alle an die Abstandsregeln halten. Die Kontakte nach außen sind stark eingeschränkt. Die Franziskaner sind in großer Sorge um die Armen. Leben in den Gemeinden Das christliche Leben in Vietnam findet normaler- weise in den Kirchen und Räumlichkeiten der Pfarrei statt. Kirchengebäude und Gemeindehäuser sind Zentraltreffpunkte nicht nur für Gottesdienste, son- dern auch für andere Aktivitäten wie verschiedene Unter erschwerten Bedingungen Franziskanische Mission im Hochland Vietnams In der Provinz Tay Nguyen verteilen die Franziskaner Reissäcke unter den ethnischen Minderheiten, die in besonderem Maße von Armut bedroht sind. TEXT UND FOTOS: Trung Phat Nguyen ofm

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