Franziskaner Mission 3 | 2020

Das surrealistische Bild des Corona-Virus ist auch in Malawi jetzt fast überall bekannt: Auf großen Plakatwänden und Postern an jeder Gesundheitsstation, in Zeitungen und im Fernsehen taucht es auf und sogar auf Chitenjes, den farbigen Stoffen, die zu Röcken gewickelt getragen werden. In den sozialen Netzwerken gibt es täglich neue Nachrichten und Gerüchte. Und es herrscht Angst. Als die Nachricht von der Pandemie über die Medien nach Malawi kam und vor allem durch soziale Medien Bilder ausgetauscht wurden von Gesundheits- mitarbeitern in Europa mit »ritterartigen Uniformen« (Schutzanzügen), kam die erste Panik auf. Es war neu, dass Katastro­ phennachrichten aus reichen Ländern hierher kamen. Viele sagten, wenn das Virus zu uns kommt, müssen wir alle sterben. Die meisten der sogenannten Expatriate (ausländische Fachkräfte) reisten auf einmal aus oder wurden von ihren Organisationen nach Hause beor- dert. Am 23. März wurden die Schulen geschlossen und der Präsident ordnete einen Lockdown an, der aber durch Ge- richtsbeschluss aufgehoben wurde. Neue Wahrnehmung Malawi hat wie viele afrikanische Länder starke Verbindungen zu China und die asiatische Gemeinschaft ist aus dem Geschäftsleben, vor allen in den Städten, nicht mehr wegzudenken. Im April hatte Malawi seinen ersten Corona-Fall, eine Frau aus der asiatischen Gemeinschaft. Im Juli stiegen die Fallzahlen allmählich an, nachdem Malawi seine Staatsangehörigen aus Südafrika zurückgeholt hatte. Die Fälle sind vor allem in den Städten lokalisiert. Nach den Statistiken sind um die 100 Menschen an Corona gestorben, aber wenn man die Patientenakten durchliest, sieht es eher so aus, dass eine chronische Krankheit nicht richtig behandelt wurde Mehr als Ansteckungsgefahr Verschärfung alter Probleme in Malawi durch COVID-19 TEXT: Dr. Christiane Boecker | FOTO: picture alliance/Xinhua News Agency – Joseph Mizere und die Corona-Infektion vielleicht noch das i-Tüpfelchen war. In Malawi sterben monatlich 100 bis 200 Menschen an Malaria, vor allem kleine Kinder. Immer noch sterben jeden Monat mehrere Frauen bei oder nach der Geburt und auch das Risiko, an einem Verkehrsunfall zu sterben, ist gewiss höher, als das, an Corona zu erkranken. Aber zum ersten Mal ist die Sterblichkeit so in die Öffentlich- keit gerückt – durch tägliche Fall- und Sterbezahlen –, dass Corona nun als die schlimmste Krankheit erscheint. Neuer Alltag Was hat Corona mit Malawi gemacht? Viele Hotels und Lodges haben ge- 32

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