Franziskaner Mission 4 | 2020

Eine neue Freiheit kennenlernen Franziskaner unterstützen Drogenhilfsprogramm in Bolivien Ich heiße Gonzalo. Ich bin ein genesener Drogensüchtiger. 1998 versuchte ich mir das Leben zu nehmen. Damals war ich 37 Jahre alt und bereits seit 19 Jahren süchtig und vollkommen ohne Hoffnung. Mein Leben war nicht mehr lebenswert und drehte sich nur noch um die Drogen. Damals habe ich Drogen konsumiert, um zu leben, und ich habe gelebt, um sie zu konsumieren. Nach dem Selbstmordversuch besuchte ich einen Psychiater, der mich zu einer Gruppe von NA (Narcotic Anonymous, Anonyme Drogenabhängige) in Cocha- bamba brachte. Das sind Selbsthilfe­ gruppen für Drogensüchtige und Medika- mentenabhängige, die nach dem Muster der Anonymen Alkoholiker (AA) arbeiten. Ich habe zuerst mehrere Grup- pentreffen besucht, aber bald ging ich nicht mehr dorthin, da ich mir ein TEXT UND FOTO: Gonzalo Hilfe durch Franziskaner Ein Mitglied der Gruppe, das eng mit den Franziskanerbrüdern des Klosters San Francisco de Cochabamba befreundet ist, brachte mich auf die Idee, eine weitere Gruppe aufzubauen. Die Brüder stellten den Kontakt mit der franziskanischen Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (GFBS) her. Seitdem haben wir uns in den Räumen von GFBS getroffen. Die Gruppe heißt »Libertad«, also Freiheit. Wir treffen uns jeden Mittwoch- und Freitagabend. Die Franziskaner sind ein groß- artiges Instrument Gottes, um uns bei unserer Genesung zu helfen. Sie ver- mitteln uns mit ihrem täglichen Leben Grundwerte wie Freigebigkeit, Dienst- geist und Solidarität. Jeden Tag infor- mieren sie Menschen, die Probleme mit Drogen haben und um Hilfe bittend ins Büro kommen, über die Existenz unse- rer Selbsthilfegruppe und die Zeiten, in denen wir uns treffen. Die Brüder respek- tieren unsere Regeln, Traditionen und Leben ohne Drogen nicht vorstellen konnte. Wie sollte ich ohne die Be- täubung mein Leben ertragen? Noch drei weitere Jahre nahm ich zwanghaft Drogen und mein Leben ging kom- plett den Bach runter. Ich lebte auf der Straße, schlief unter Brücken und auf leeren Grundstücken. Ich wurde körperlich, geistig und seelisch ausein­ andergerissen. Im Februar 2002 lan- dete ich in einer Polizeizelle. Es waren 28 Tage voller Weinen, Schmerz und Verzweiflung. Nach diesem Erlebnis war ich bereit, einfach alles zu tun, um von den Drogen wegzukommen. Von nun an ging ich regelmäßig zu den Gruppentreffen. Mit der Unterstützung der Gruppe konnte ich clean (drogen- frei und ohne Alkohol) bleiben. Die Menschen dort gingen mit mir durch dick und dünn und halfen mir, der Sucht zu widerstehen, die manchmal kaum auszuhalten war. »Den Gefangenen die Entlassung verkünden« Lukas 4,18 (vgl. Jesaja 61,1) Die 12 Schritte von Narcotics Anonymous Wenn Du willst, was wir anzubieten haben, dann bist Du in der Lage, gewisse Schritte zu unternehmen. Hier sind die Schritte, die unsere  Genesung ermöglicht haben: (© Narcotics Anonymous) Wir gaben zu , dass wir unserer Sucht gegenüber machtlos waren und unser Leben nicht mehr meis- tern konnten. Wir kamen zu  dem Glauben , dass eine Macht, größer als wir selbst, unsere geistige Gesund- heit wieder- herstellen kann. Wir trafen eine Entscheidung , unseren Willen und unser Leben der Fürsorge Gottes, so wie wir Ihn verstanden, anzuvertrauen. Wir machten eine erforschende und furchtlose mora- lische Inventur von uns selbst. Wir gestanden Gott, uns selbst und einem an- deren Menschen gegenüber die ge- naue Art unserer Fehler ein. Wir waren vor- behaltlos bereit, alle diese Charak- terfehler von Gott beseitigen zu lassen . 18

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