Franziskaner Mission 1 | 2021

Die Organisation »Global Witness« stellt folgende Daten über »zum Tode Verur- teilte« vor: In Honduras ist die Zahl der Ermordeten von vier im Jahr 2018 auf 14 in 2019 gestiegen. Honduras wurde damit als das gefährlichste Land für engagierte Menschen wie Umweltakti- visten auf der ganzen Welt im Jahr 2019 eingestuft. In Brasilien wurden 24 Morde registriert, zwölf in Guatemala, 18 in Mexiko, acht in Venezuela und fünf in Nicaragua. In El Salvador sind drei Personen wegen ihres Kampfes gegen die Arbei- ten der Bergbaufirma »El Dorado« im Jahr 2019 einem Attentat zum Opfer gefallen: Dora Alicia Recinos Sorto, die sich im achten Monat ihrer Schwanger- schaft befand, sowie die Geschwister Ramiro und Gustavo Marcelo Rivera. »Zum Tode verurteilt« werden auch die Migrantinnen und Migranten, die ihr Land nicht aus eigenem Wunsch verlassen, sondern weil sie aufgrund des Umfeldes von Gewalt, Bandenkrimina- lität, bitterer Armut sowie Folgen der klimatischen Veränderungen wie zerstö- rerische Tropenstürme und lange Dürre- perioden dazu gezwungen werden. Die COVID-19-Pandemie hat die Situation noch drastisch verschärft. Die Menschen haben keine Zukunftsperspektiven mehr und versuchen, ihr Glück in den USA zu finden. Jesus wurde vor Gericht gestellt, weil er im Namen Gottes die Wahrheit gesagt, das Leben der Menschen gefördert und den Armen die frohe Botschaft verkündigt hatte. Freiwillig und ganz bewusst stand er zu seinen Worten und zu seinem Tun, zu seiner prophetischen Mission. Hierin war er konsequent bis zum bitteren Ende: Er wurde ungerecht- fertigt zum Tod am Kreuz verurteilt. Der Kreuzweg Jesu ist aktuell wie nie. So wie in seinem Leben werden heute Menschenrechtsverteidiger, Verfechterinnen der Gleichberechtigung von Frauen oder Natur- und Umweltak- tivisten auf Grund ihres Engagements in den Ländern Mittelamerikas verfolgt, kriminalisiert und zu Unrecht »zum Tode verurteilt«. Beispiel Bergbau: Neoliberale ökonomische Maßnahmen werden zu- gunsten von nationalen und/oder inter- nationalen Bergbauunternehmen getrof- fen und ausgeführt. Diese Firmen nutzen viele Politiker und Regierungsmitglieder mittels Korruption aus, um Verabschie- dung von Gesetzen oder Genehmigung von Privilegien zu erlangen. Personen, Organisationen oder Bauerngemein- schaften, die sich im Gegensatz dazu für Umwelt, Naturschutz oder für den Kampf um das eigene Land einsetzen, werden Ziel von Schikanen, Verfolgun- gen und (tödlichen) Attentaten. Fehlende Lebensperspektive Das Internetportal »ReliefWeb« berich- tet: Fast eine Million Mittelamerikaner sahen sich im Jahr 2019 zur Auswande- rung gezwungen. Sie müssen ihr Zuhau- se und ihre Familie wegen der Gewalt und Verfolgung verlassen. Sie werden aus dem eigenen Land vertrieben. Aus Guatemala, El Salvador und Honduras sind rund 833.000 und aus Nicaragua rund 108.000 Menschen geflohen. Die Migranten-Karawane, die 2018 zum ersten Mal in Honduras statt- gefunden hat, ist bis heute ein grauen- voller Ausdruck der Perspektivlosigkeit im eigenen Land – und auch der Schika- nen, die die Migranten unterwegs zum Zielland erleiden müssen. Menschen- schmuggel ist leider ein hoch lukratives Geschäft geworden. TEXT: René Flores ofm | FOTO: https://redfranciscana.org/en/ Der Autor René Flores kommt aus El Salvador und ist Mitglied der »Kommission für Gerech- tigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (JPIC–El Salvador)«. Übersetzung aus dem Spanischen: Joaquin Garay ofm Quellen: https://www.globalwitness.org/tagged/honduras/ https://rosanjose.iom.int/site/sites/default/files/ Reportes/9rsithn2021.pdf https://redfranciscana.org/?lang=en https://reliefweb.int/report/nicaragua/m-xico-y- centroam-rica-mantienen-su-compromiso-con- los-migrantes Herr Jesus Christus, du wurdest zu Unrecht zum Tode verurteilt, von den Menschen vor Gericht verspottet und allein gelassen. Dir war aber ganz klar: Gott Vater steht auf deiner Seite. Deine Aufrichtigkeit und dein Mut fordern uns heraus. Wir bitten dich: Erfülle unsere Herzen mit dem Licht und der Kraft des Heiligen Geistes, damit wir als deine Jüngerinnen und Jünger die Würde und die Menschenrechte, die Unversehrtheit der Schöpfung und die biologische Vielfalt verteidigen. 10 | 11

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