Franziskaner Mission 1 | 2021

Landwirtschaft etwas Geld zu verdie- nen. Aber nicht selten ist die Ernte armselig, da das Land unfruchtbar ist. Andere betreiben kleine Kioske, verkau- fen Süßigkeiten, Streichhölzer, Gemüse und andere Lebensmittel. Da aber der Gewinn wegen hoher staatlicher Steuern so gering ist, verdienen sie so gut wie nichts. An Tagen, an denen sie aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel wegen Krankheit, das Haus nicht verlassen können, bleibt der Esstisch für die Kinder leer – ein großer Schmerz für die Mütter! Man stelle sich nur einmal eine Mutter mit acht Kindern vor, die ansehen muss, wie ihre Kleinen hungern müssen oder bei Krankheit keine Be- handlung erfahren – was für ein Leiden! Im Überlebenskampf für die Kinder setzen Mütter nicht selten ihre eigene Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel. Die Alltagssituation zahlreicher kongole- sischer Mütter ist tatsächlich ein Kreuz- weg. Eine benachbarte Mutter mit vier Kindern wurde von ihrem Mann verlas- sen. Die Kleinen fragten immer wieder: »Wohin ist unser Papa denn gegangen?« Als dieser kein Lebenszeichen mehr von sich gab, wurde er kurzerhand als vermisst erklärt. Die zurückgebliebene Familie wurde obdachlos und versuchte, In der Demokratischen Republik Kongo können einige Mütter nur ganz gut überleben, weil sie selbst oder ihre Ehe- männer sichere Arbeitsplätze haben. Sie bilden jedoch die Minderheit in der von Arbeitslosigkeit geprägten Gesellschaft. Die Mehrheit der Mütter lebt unterhalb der Armutsgrenze. Das damit verbun- dene Leid wird nicht selten durch die aktuelle Situation im Land verursacht, da einigen Vätern mit staatlicher Anstellung der Lohn oft erst nach langer Wartezeit oder gar nicht ausgezahlt wird. Viele Menschen haben gar keine Arbeit. Es gibt auch Ehemänner, die als Wanderarbeiter die Familie verlassen, angeblich um woanders Geld zu ver- dienen. Einige von ihnen kommen nie wieder zurück und halten auch keinen Kontakt zu ihrer Familie. Sie heiraten in der Fremde andere Frauen, die von der neuen Partnerschaft profitieren wollen. Die verlassenen Mütter müssen sich ihrem traurigen Schicksal ergeben und sind dann für ihre Kinder gleichzeitig Mutter und Vater. Und das ist eine fast unlösbare Aufgabe, denn die Kinder brauchen ja eine gesunde Ernährung, Schulbildung und im Krankheitsfall me- dizinische Betreuung. Es gibt Mütter, die versuchen, mit Unterstützung ihrer Kinder in der Der Leidensweg von Müttern sich mit dem Verkauf von selbstgeba- ckenen Kuchen und Keksen über Wasser zu halten. Eines Tages ging der Mutter das Geld aus. Da sie nicht mehr für ihre Kinder sorgen konnte, wurden ihr diese weggenommen und sie stand nun ganz alleine da – ein großes Leid! Die einsame Frau hat für all das keine Erklärung: Sie beginnt zu weinen, wenn sie mit Leuten über ihr Schicksal spricht, und bittet um ein Gebet für sie und ihre Familie. Dann ist da zum Beispiel das 13-jährige Mädchen, ohne Vater und ohne Mutter. Als älteste von drei Ge- schwistern musste sie ihren Schulbesuch aufgeben, eine Arbeit suchen und Geld verdienen, denn sie wollte ihre jüngeren Schwestern nicht hungern lassen. Was für eine schmerzvolle Belastung! All diese Menschen dürsten nach Aufmerksamkeit, Zuwendung und gelebter Solidarität. TEXT: Romana Bakovic´ ofs | FOTO: Aloys Hakizimana ofm Die Autorin Romana Bakovic´ ist kroatische Franziskanerin. Sie leitet ein Schulungszentrum ihrer Kongregation in Bukavú, D.R. Kongo, das vom Bürgerkrieg traumatisierte junge Frauen begleitet und ausbildet. Übersetzung aus dem Französischen: Augustinus Diekmann ofm Herr Jesus Christus, auf dem Kreuzweg bist du deiner weinenden Mutter begegnet. Welch ein Moment voller Verzweiflung. Herr, du hast selbst gelitten und verstehst den Schmerz aller Leidenden. Wir bitten dich: Begegne mit deiner befreienden Kraft den weinenden Müttern unserer Zeit, überall auf der Welt, tröste sie in ihrem Leid und schenke ihnen Beistand durch unsere geschwisterliche Solidarität. 16 | 17

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