Franziskaner Mission 1 | 2021

Es gibt Unschuldige und Propheten, die gekreuzigt werden. COVID-19 zeigt: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Niemand kann sicher sein, nicht vom Co- ronavirus infiziert zu werden. COVID-19 hat auch Vieles deutlich gemacht: unsere sozialen Ungleich- heiten, unsere Schwächen, unseren Ehrgeiz (wie die Kommerzialisierung von Impfstoffen), unser Elend und unseren Reichtum, unsere Fürsorge und Gleichgültigkeit, unsere Liebe und Selbstsucht. Jesus leidet und stirbt weiterhin unter den Kleinen, die am stärksten von dieser Pandemie betroffen sind. Ihr Leiden ist auch das Leiden Jesu. Aus der Realität seines Todes müssen wir lernen. Oder wir werden Jesus weiterhin in unseren Schwestern und Brüdern kreuzigen. Unser Glaube und die Liebe zum Leben helfen uns, barmherzig und geschwisterlich zu handeln. Der Tod ist Teil des großen Geheimnisses unseres Lebens. Der Tod steht nicht im Gegensatz zum Leben, sondern im Gegensatz zur Geburt. Geburt, Wachstum, Reifung und Tod sind Teil des Mysteri- ums des Lebens. Es gibt ein Leben vor der Geburt und nach dem Tod. Wir kommen von Gott und kehren zu Gott zurück: Das glauben und hoffen wir. Jesus nahm alle Schmerzen und alles Ster- ben dieser Welt auf sich, damit wir Leben in Fülle haben. Mit seinem Leiden und Tod garantierte er uns das Leben und die Freude. Er verwandelte die Schande des Kreuzestodes in Morgendämmerung des Lebens und der Erlösung! Sein Tod am Kreuz, verursacht vom menschlichen Bösen, zeigt die lebendige Liebe Gottes zu uns. Es gibt Todesfälle, die von Verlassenheit, mangeln- der Solidarität und fehlendem Mitgefühl gekenn- zeichnet sind. Es gibt Todesfälle, die durch Unacht- samkeit hinsichtlich Gesundheit und menschlichen Lebens verursacht werden; aufgrund von Korrup­ tion, unfairen Löhnen, Arbeitslosigkeit und Hunger; durch falsche Nachrichten, Hass, Kriege, Rassismus und Vorurteile; durch Verantwortungslosigkeit der Behörden, durch Markt- und Wirtschaftsinteressen. Es gibt Todesfälle durch Drogensucht und Men- schenhandel; durch COVID-19, durch die Vernach- lässigung von Menschen und Institutionen. Es gibt Todesfälle durch Lästern, Eitelkeit, Luxus sowie Anhäufung und Verschwendung von Lebensmitteln. Es gibt Todesfälle wegen Mangel an Medikamen- ten, Krankenhausbetten und Impfstoffen. Damit alle Leben in Fülle haben! Die Autoren Aluísio Alves Pereira Júnior und Wanderley Gomes de Figueiredo leben als Franziskaner in Campo Grande, im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Bruder Aluísio leitet ein franziskanisches Sozialwerk mit angeschlossenem Gesundheitszentrum; Bruder Wanderley arbeitet im Hospital São Julião als Psychologe und Krankenhausseelsorger. Das Werk der Künstlerin Heloísa Maria Carvalho Fontes (Mitarbeiterin im Hospital São Julião) symbolisiert Leiden und Tod Jesu, die in der grassierenden Corona-Pandemie Realität werden. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm Herr Jesus Christus, berühre unsere Herzen mit deinem Mitgefühl und deiner Barmherzigkeit. Hilf uns, durch Gebet und geschwisterlichen Dienst Hoffnung zu wecken unter den vielen Kranken, die unter Atemnot leiden. Schenke uns Kraft, der Realität des Todes, vor allem in dieser Pandemie, mutig ins Auge zu sehen. Mögen Liebe und Solidarität, die in unserem Glauben an dich verwurzelt sind, wirksame Heilmittel sein, um allen zu helfen, Leben in Fülle zu haben. TEXT: Aluísio Alves Pereira Júnior ofm, Wanderley Gomes de Figueiredo ofm | COLLAGE: Heloísa Maria Carvalho Fontes 28 | 29

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=