Franziskaner Mission 1 | 2021

Jugendlichen ihr Leben neu gestalten können. Sie lernen Berufe und können sich in die Gesellschaft eingliedern. Sie gründen Familien und können ihre Kinder im Kinderhort tagsüber betreuen las- sen, während die Eltern mit einem Beruf oder mit Gelegenheitsarbeiten ihr Dasein sichern. Ein Organisationsteam, bestehend aus Sozialarbeitern, Psychologinnen, Erzieherinnen und ehemaligen Betroffenen, leistet Assistenz und Ausbildung. Missionare auf Zeit kamen und kom- men aus verschiedenen Ländern, um in diesem Projekt mitzuarbeiten. So leuchtet die Hoffnung immer wieder für die Kinder und Jugendlichen auf der Straße, die aus verschiedenen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Es gibt mittlerweile viele jungen Leute, die schon sicher ihren neuen Weg gehen und nun getrost in die Zukunft schauen können. Die Arbeit ist niemals beendet, denn durch die soziale Situation und die vielen zerrütteten Fami- lien landen immer wieder Kinder und Jugendliche auf der Straße. Gerade heute, da wir mit dem weltweiten Problem der Corona-Pandemie leben müssen, ist das Engagement für den Nächsten und das Lösen von Problemen wichtiger denn je. Es ist das Kreuz, das wir als Christen mit Jesus verantwortungsbewusst tragen wollen. Auch wenn es uns auf den Boden drückt, müssen und wollen wir wieder aufstehen. Wir können die Menschen, die auf der Straße leben, nicht vor dem Kreuz bewahren, aber es ist unsere Aufgabe, sie zu ermutigen, immer wieder aufzustehen und sich nicht von ihrem Kreuz erdrücken zu lassen. Bei den 14 Stationen des Kreuzweges fällt Jesus drei Mal unter der Last des Kreuzes, steht jedoch immer wieder auf, um den Leidensweg fortzuset- zen. Es sind symbolhaft unsere sozialen Sünden den Armen gegenüber, die der Herr auf den Kalvarienberg schleppt. Dort gibt er sein Leben wegen unseres Blindseins beim Fall der Armen, Er- wachsenen, Jugendlichen und Kinder, die auf der Straße ihr Dasein fristen. Sie fühlen sich mit Recht als Ausgeschlossene der Gesellschaft. Vor 15 Jahren ergriffen einige junge Men- schen hier in Cochabamba die Initiative, sich um die Armen auf der Straße zu kümmern, und baten mich um Unterstützung. Die Idee war es, sich der Jugendlichen anzunehmen, die unter Brücken, in Hauseingängen und Büschen ihre Nächte verbrin- gen und sich tagsüber ein Auskommen erbetteln. So begann langsam die Arbeit bei den Armen auf der Straße, um ihnen Hoffnung zu geben, ihr Dasein menschlich zu gestalten und ihr Leben verantwortungsbewusst anzunehmen. Freunde aus Deutschland halfen mit ihren Spenden, Aufnahmeplätze zu schaffen und die Weiterbildung je nach individuellen Fähigkeiten der jungen Menschen zu fördern, um ihnen eine Chance zu geben, bewusst in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Manche Jugendliche konnten durch eine Berufsausbildung in den regulären Ar- beitsmarkt gebracht werden. Die Möglichkeit, ihr Leben in die Hand zu nehmen und neu zu gestal- ten, gab ihnen Hoffnung. Wo es realisierbar war, konnten wir einige Kinder und Jugendliche davon überzeugen, zu ihren Familien zurückzukehren. So wuchs dieses Projekt und wurde eine wichtige Hilfseinrichtung für Straßenkinder. Sie nennt sich »Estrellas en la calle«, Sterne, Lichtblicke auf der Straße für die Verlassenen, die am Rand der Ge- sellschaft ihr Dasein fristen. Inzwischen ist die Hilfe für die Armen eine feste Einrichtung, damit die Zu neuer Hoffnung aufstehen TEXT: Michael Brems ofm | FOTO: Fundación Estrellas en la calle Der Autor Miguel (Michael) Brems ist gebürtiger Bayer. Er lebt und arbeitet in Cochabamba, Bolivien, und kümmert sich dort besonders um die Menschen, die auf der Straße leben. Herr Jesus Christus, lass uns immer wieder zu neuer Hoffnung aufstehen und uns nicht von den Problemen unterkriegen lassen. 15

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