Franziskaner Mission 1 | 2021

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Im Planungsprozess der vorliegenden Ausgabe un- serer Missionszeitschrift kam dem Redaktionsteam im Blick auf die diesjährige Karwoche und Oster- zeit die Passion in den Sinn, die Leidens- und Liebesgeschichte Jesu. Sein Leiden, Tod und sein Auferstehen können nicht voneinander getrennt werden. In der Katechese haben wir gelernt: Jesu Kreuzweg führt durch sein Sterben zu neuem Leben. Das ist unsere Hoffnung in unserem tod­ sicheren Leben. Jesus hat das Kreuz zwar nicht aus der Welt geschafft, aber er hat einen Durchbruch geschafft: Kreuzwege nicht mehr als fatale Wege in den Tod zu sehen, sondern als durchkreuzte Lebenswege ! Das zeigt auch der erste Beitrag in dieser Ausgabe: Die Kreuzesspiritualität des Heiligen Franziskus von Assisi, am Beispiel des Kreuzbildes von San Damiano. Daneben stimmen uns lyrische Gedanken zum Kreuz und Malereien (siehe auch Titelbild) auf unsere Beispiele durchkreuzter Wege ein. Wir möchten Sie in diesem Heft zur Betrach- tung eines internationalen Kreuzweges einladen. Wir begleiten Jesus auf den Stationen seines heuti- gen Leidensweges in El Salvador, Brasilien, Bolivien, in der Demokratischen Republik Kongo, in Kolum- bien, Indien und in der Schweiz, mit »Franciscans International« im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. In den genannten Ländern haben wir Schwestern und Brüder gebeten, eine Station zu gestalten – mit Bild, Text und Gebet. Daraus ist dieses Kreuzwegheft mit authentischen Stimmen über Tod und neues Leben entstanden. Ziel und Höhepunkt all dieser durchkreuzten Lebenswege ist die künstlerisch dargestellte Osterbotschaft auf der Rückseite: Das Kreuz ist leer und in der Nacht des Todes blüht der Mandacaru (die Königin der Nacht) auf zu neuem wunderbaren Leben. In einem Brief an Unterstützerkreise der Franziskaner Mission spricht unser Provinzial Corne- lius Bohl ofm von einer Verbindung des Kreuzwe- ges Jesu mit unseren heutigen Leidenswegen: »Im Mitgehen verbindet sich der eigene Lebensweg mit dem Weg Jesu. In dem, was Jesus da erlebt, finden Menschen ihre eigenen Erfahrungen wieder und die Leiden vieler anderer. So wird der Kreuzweg auch zur gefährlichen Erinnerung an alle, die heute Opfer von Hass und Gewalt werden. Und er lädt ein zu aktiver Solidarität. Umgekehrt übt sich der, der einen Kreuzweg betend geht, Schritt für Schritt ein, den eigenen, oft nicht einfachen Weg und die unzähligen Leidenswege von Menschen als Hoff- nungswege auszuhalten. Denn ein Kreuzweg führt nicht nur zum Tod und zum Grab. Er führt am Ende immer zur Auferstehung und ins Leben.« Durch unsere geschwisterliche Solidarität mit den Gekreuzigten an den gesellschaftlichen Rändern unserer Zeit, mögen wir alle Kreuzwege unserer Welt letztlich als Hoffnungs- und Lebenswege erfahren dürfen. Ein gesegnetes Osterfest und herzlichen Dank für alle Unterstützung, P. Alfons Schumacher ofm Leiter der Franziskaner Mission München TITEL Die Titeldarstellung ist einem 13-teiligen Bilderzyklus ›Durch- kreuzte Wege‹ entnommen. Dieser stammt von der Malerin und Kunstpädagogin Anita Jäger, die von 1997 bis 2020 als Kunst- und Vertrauenslehrerin am Franziskaner­ gymnasium in Großkrotzenburg tätig war. Die Künstlerin schreibt zu ihrem neunten Zyklusbild: »Im Zeichen des Kreuzes, der froh ma- chenden Botschaft, geht ein Paar seinen Weg. Es hat seinen Stand- punkt gefunden und fühlt sich im Licht = Wärme geborgen. Gleich- wohl ist auf dem weiteren Weg, in der Mitte, da wo sich die ›Wege‹ kreuzen, eine Entscheidung zu tref- fen: Wie gehen wir weiter? Nach rechts, nach links oder geradeaus? Gehen wir gemeinsam weiter oder werden wir … einsam?« 3

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=