Franziskaner Mission 1 | 2021

Fürsorge umfasst das Angebot grundlegender Unterstützung wie Lebensmittelhilfe, Hygiene, Bil- dung und Gesundheitsvorsorge. Zuneigung – Liebe – ist ein seltener, aber sehr notwendiger Balsam in den Wunden unserer leidenden Schwestern und Brüder. Es geht uns um Heilung der Wunden von Körper und Seele! Anwaltschaft setzt auf die Unterstützung von Basisbewegungen und das Einfordern einer ge- sellschaftlichen Ordnung, die die Menschenrechte garantiert. Niemand hängt freiwillig am Kreuz. Alle Betroffenen wurden – wie Jesus – eines Tages ans Kreuz genagelt: Sie leiden unter einem Schmerz, der ihnen durch unzählige Situationen oder durch Mangel an positiven Lebensbedingungen auferlegt wurde. Es gibt viel Hunger nach Menschlichkeit, aber es gibt auch viel Durst nach Gerechtigkeit. So wird das »franziskanische Haus« durch die Herzlichkeit einer Mutter, die ihre Kinder liebt und pflegt, zu einem Treffpunkt, an dem Schmerzen gelindert und geschwisterliche Bindungen wieder- hergestellt werden. Eine Begegnung voll Schmerz und Leiden, aber auch voller Trost: Bei der Kreuzabnahme Jesu greifen Gewalt und Solidarität ineinander. Diese Szene bringt uns zu unzähligen ähnlichen Szenen, die bis heute unter uns Realität sind und uns nicht gleichgültig lassen. Der Franziskanische Solidaritätsdienst SEFRAS übernimmt täglich die Mission, unzähligen Schwes- tern und Brüdern zu begegnen, die wie Jesus an die Kreuze unserer Zeit genagelt sind und Todeskämpfe durchleben müssen: Menschen, die unter dem Schmerz der Ausbürgerung leiden. Menschen, die ohne Zugang zu Grundbedingungen des Überlebens geboren und oft in die Obdachlosigkeit abgedrängt wurden. Menschen, die von einer Krankheit ge- schlagen sind, die seit Jahrtausenden Vorurteile und Ausgrenzung hervorruft. Und dann sind da auch die alten Menschen ohne Sicherheit und Schutz. Mit anderen Worten, die franziskanische Solidarität, wie die eines Josef von Arimathäa, nimmt durch unsere Dienste jeden Tag unzählige Schwestern und Brüder vom Kreuz ab: Einwande- rer, Bewohner der Straße, Kinder der Elendsviertel, ältere Menschen und Leprakranke. Dieser »Abstieg vom Kreuz« wird durch Toleranz, Fürsorge und Anwaltschaft erreicht. Unsere Einrichtungen stützen sich auf solidarische Teams von Fachpersonen und Ehrenamtlichen. Sowohl Laien als auch Ordensmit- glieder engagieren sich. Toleranz zeigt sich in der Überwindung aller Ängste und Vorurteile. Keine Rolle spielen sexuelle Orien- tierung, Religionszugehörigkeit, Nationalität oder Bildungsniveau. Alle sind willkommen! Solidarisch mit den Armen Der Autor José Francisco de Cássia dos Santos lebt als Franziskaner in São Paulo und ist Leiter des Franziskanischen Solidaritätsdienstes SEFRAS. Der Maler Anderson Martins Ribeiro arbeitet bei SEFRAS in der Abteilung Kommunikation. Sein Künstlername ist Mani (Instagram: @anderson.mani) Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm Herr, gib uns Ausdauer in der Treue zu unseren Verpflichtungen gegenüber allen gekreuzigten Menschen, die sich täglich in unseren Einrichtungen einfinden. Gib uns die Kraft und den Mut eines Josef von Arimathäa, die Härte unseres Alltags zu ertragen. Gib uns die Zärtlichkeit Marias, so zu lieben, wie du uns geliebt hast, und Augen, um dich in den Armen und Verlassenen zu erkennen. Amen. TEXT: José Francisco de Cássia dos Santos ofm | MALEREI: Anderson Martins Ribeiro 31

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