Franziskaner Mission 2 | 2021

Nachhaltigkeit, Gesundheit und Bürger- rechte perfekt vereint: Am Anfang stand die mutige und entschlossene Entschei- dung, den Einsatz von Pestiziden auf den Ländereien der Landwirtschaftsor- ganisation nicht mehr zuzulassen. Statt- dessen wurde Abfall zur Kompostierung verwendet, die alte Praxis der Brandro- dung aufgegeben. Das Einbringen von Gründüngung und die Aufbereitung von organischem Kompost waren entscheidend für die Revitalisierung der Böden und die natürliche Abwehr von Krankheitsbefall bei den Pflanzen. Eine weitere grundlegende Änderung war die Förderung der Agrobewaldung: der Mischkultur von Pflanzen für mehr Biodiversität. Konkrete Schritte Andere Ideen, Aktionen und Projekte, die sich nach und nach summierten und die für eine wachsende Qualität der menschlichen Ernährung grundle- gend waren, sind: • die Wiedererschließung und Erhaltung von Wasserquellen und Quellgebieten, • die Kontrolle der Pegelstände in Ufergebieten, um Erosion zu verhin- dern, • Bodenanalysen, um die Fruchtbar- keit des Bodens zu gewährleisten, • Wiedergewinnung, Kultivierung und Vermehrung von einheimischem Saatgut. Einheimische Samenarten, heute als »Kreolen« bekannt, sind ein wertvolles Erbe der Menschheit. Seit Tausenden von Jahren wird dieses Erbe von den Ur- einwohnern gepflegt und heute sogar in den Versuchslaboren der Kleinbauern nachhaltig weiterentwickelt. ABAI bietet seit acht Jahren Veranstaltungen zum Thema Biodiversität an. Dadurch ist in der Familienlandwirtschaft einheimi- sches Saatgut zu einer Priorität gewor- den. Saatgut sichern Die Arbeit mit heimischem Saatgut hat folgenden Hintergrund: Zunächst gab es eine Erhebung der in der Region Curitiba vorhandenen Organisationen, die einheimisches Saatgut bewahren wollen. Dann wurde ein erstes Treffen mit dem Namen »Fest der Samen und Geschmäcker« realisiert. Hier trafen sich Kleinbauern aus dem Bundesstaat Pa- raná sowie Agrotechniker, Verbraucher und Sympathisanten. Alle waren daran interessiert, eine Interessengemein- schaft zur Herstellung und Verbreitung von natürlichem Saatgut zu stärken. Die Bewegung wuchs schnell. Unzählige Sorten von Gemüse-, Boh- nen- und Maissamen tauchten auf. Von der Kostbarkeit dieser Saaten für die Ernährung der Menschheit überzeugt, wuchs die Bewegung zu einem beein- druckenden Netzwerk heran. Heute gibt es Partnerschaften in ganz Brasilien und sogar mit einigen internationalen Gruppen. Zudem wurden Gemeinschafts‑ einrichtungen mit Saatgutvorräten geschaffen. Heute gibt es in der Region mindestens 15 sogenannte Saatguthäu- ser oder Häuser des Teilens. Diese sind gerade für die Kleinbauern wichtig, um TEXT UND FOTOS: Juvenal José da Rocha Die brasilianische Einrichtung zur Unterstützung von Kindern »Leben für alle« (ABAI – Associação Brasileira de Amparo à Infância) im brasilianischen Mandirituba (Region Curitiba) ist Teil eines Netzwerks von Einrichtungen, die seit 40 Jahren Kleinbauern begleiten. Gemeinsam wird nach alternativen Formen der Landwirtschaft gesucht, um gesunde Lebensmittel zu produzieren und die Biodiversität zu bewahren. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens von ABAI gibt es ein Jubiläumsmotto, das die Arbeit sehr gut zusammenfasst: »Von der Heiligkeit der Erde überzeugen und die Bürgerrechte fördern.« Saatgut für nachhaltiges Leben 40 Jahre Engagement der Einrichtung ABAI in Brasilien Früh übt sich – Liebe zur gesunden Ernährung die Qualität des Saatguts und den Erhalt der Samensorten sicherzustellen. Mit all den oben genannten För- derungen durch ABAI wächst die organi- sche Landwirtschaft, gepflegt vor allem von Kleinbauern. So ist eine lebenserhal- tende Koexistenz der Familien mit einem Land voller reicher Nährstoffe und einer ungeahnten Artenvielfalt möglich. Des Weiteren geht es um gerechtes Teilen und eine solidarische Kommerzialisierung der produzierten Lebensmittel. Die Akteure sehen sich zwei grundlegenden Herausforderungen gegenüber: Souveränität und Bürger- 24

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