Franziskaner Mission 3 | 2021

cher Gewalt mit dem höchsten Auf- kommen von Femiziden (Frauenmorde) und von Kindsmorden derzeit an erster Stelle steht: Insgesamt 47 Femizide und 11 Kindsmorde wurden 2021 bisher verzeichnet. Man führt die Fallhäufigkeit auf den unkontrollierten Alkoholkonsum von klein auf zurück, der in innerfamili- ärer Gewalt, geschlechtsspezifischer Ge- walt, psychischer Gewalt oder sexueller Gewalt endet. Für den Kinder- und Jugendpsy- chologen Juan Paniagua ist der Alkohol- konsum in unserem Land viel zu hoch. Die Gesetze, die sich mit diesem Thema befassen, sind zu schwammig. Er sagt, dass es viele Faktoren gibt, die den Alkoholmissbrauch verursachen: die ge- netische Veranlagung, die Trinkgewohn- heiten im Elternhaus, das soziale Umfeld, die Verharmlosung des Alkohols in der Werbung und vieles mehr. »Ein weiterer Faktor ist der leichte Zugang zum Kauf alkoholischer Getränke in unserem Land. Das geht in jedem Laden um die Ecke zu sehr günstigen Preisen«, sagt der Experte. Er schlägt vor, Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen durchzuführen, die Kinder und Jugendliche über die Risiken und Folgen des Konsums alkoho- lischer Getränke aufklären. Ein weiterer Grund für die Zunah- me von häuslicher Gewalt ist die durch die Pandemie notwendige Quarantäne. In dieser Zeit gibt es grundlegende Ver- änderungen im Leben der Menschen: das Gefühl eingesperrt zu sein, Sorgen um Geld, finanzieller Unterhalt, Be- wegungsmangel und psychologische Probleme im Zusammenhang mit der Angst vor dem Virus. Es gibt Projekte der Franziskaner, um den Familien, die diese schlechten Erfahrungen machen, mit Informationsworkshops in Bildungs- einrichtungen und mit psychologischer Unterstützung zu helfen. Friedensarbeit ist ein komplexes Thema, das einen mehrdimensionalen Ansatz erfordert – ein gemeinsames soziales Engagement zwischen Ordens- leuten, Laien, dem Staat und der Gesell- schaft. Friedensarbeit muss ein integraler Bestandteil werden. Entscheidend für den Friedensprozess ist die Entwicklung einer allgemeingültigen Sozialagenda. Friedenserziehung verstehe ich als ein Mittel zur Bildung von Werten. Das gilt natürlich für die Gesellschaft im Allge- meinen, ist aber vor allem auf das tägli- che Leben eines Jeden gerichtet, auf das Miteinander, die Verbindung von Wissen und Handeln. Es beinhaltet die Achtung der Menschenrechte und der Umwelt. Die Autorin Nidia Covarrubias Funes ist Absolventin der Bolivianischen Katholischen Universität und arbeitet als Krankenschwester mit sozial schwachen Menschen sowie in der Gesundheitserziehung. Sie ist Mitglied der franziskanischen Familie und engagiert sich ehrenamtlich in der Bewegung für Gerechtig- keit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth 17

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