Franziskaner Mission 3 | 2021

Trotzdem wird diese Arbeit als eine leidenschaftliche Berufung zur Verteidigung der Menschenrechte von Personen, die sich vorübergehend in einer Notsitu- ation befinden, erlebt. Die Häuser für Migrantinnen und Migranten in Mexiko sind wahre Oasen des Friedens und Zufluchtsstätten der Hoffnung für Menschen, die durch Mexiko als Transitland unter- wegs sind. Es ist allgemein bekannt, dass die Situation der Flüchtlinge aus Mittelamerika an der Südgrenze zwischen Mexiko und Guatemala in den letzten Jahren zu einer humanitären Katastrophe wurde. Die ganze Region ist mittlerweile von Gewalt und organisiertem Verbrechen geprägt. Trotz aller politischen Maßnahmen und einer massiven Rück- führungspolitik nimmt die Zahl der Migranten ständig zu. Menschen verlassen aus verschiedenen Gründen ihr Ursprungsland oder werden gewalt- sam vertrieben. Sie machen sich auf einen gefährli- chen Weg, um für sich und ihre Familien eine neue Zukunftsperspektive zu finden. Damit begeben sie sich in eine sehr gefährliche Situation, die von Angst, Leiden und nicht selten von Tod geprägt ist. Deshalb sind diese Heimatlosen auf den solidarischen Einsatz anderer Menschen angewiesen. Vor einigen Jahren haben einzelne Personen und Gruppen an der Südgrenze Mexikos angefangen, Migranten aus Mittelamerika aufzunehmen und ihnen in Kirchen oder kirchlichen Einrichtungen Unterkunft und Essen anzubieten. Das war die Geburtsstunde einer eigenen Migrationspastoral. Wer ist diese spezielle Zielgruppe? Es sind Menschen, die in ihrer Heimat keinen Platz für menschliches Leben finden oder vom herrschenden System gezwungen wurden, eine neue Bleibe für sich zu finden. Unterwegs sind sie ohne Papiere, namenlos und rechtlos. Man könnte es mit dem alttestament­ lichen Exodus vergleichen, in dem das Volk Israel aus der Sklaverei flieht. Dazu musste es Häuser, Äcker und Vieh verlassen. Sie machten sich auf eine unbekannte Reise – voller Hoffnung und Gottvertrauen. Wenn heute die vielen mittelamerikanischen Flüchtlinge auf ihrem langen Weg durch Mexiko schließlich in den USA ankommen, sind sie als unerwünschte Fremde in einem hochentwickelten Land. Oft müssen sie lange und geduldig warten, um einen Arbeitsplatz zu finden. TEXT UND FOTOS: Gabriel Alfredo Romeiro Alamilla ofm In »La 72«, einem mexikanischen Zufluchtsheim für Migranten, engagieren sich die Franziskaner in Kirche und Zivilgesellschaft für die integrale Betreuung von illegalen Migranten und setzen sich für ihre Menschenrechte ein. Basierend auf ihren Erfahrungen betreiben sie eine Notstandpastoral. In Mexiko bringt dieses Engagement leider sehr häufig ein hohes Risiko für die Aktiven mit sich. Flüchtlingsbewegungen Betreuung von Migranten in Mexiko 20 | 21

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