Franziskaner Mission 3 | 2021

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Mit Blick auf eine wachsende Zahl von kriege- rischen Auseinandersetzungen in unserer Welt, eskalierenden Konflikten und einer erschreckenden Gewaltbereitschaft unter den Menschen – nicht zuletzt auch in den modernen Kommunikations- netzen – hat unsere Redaktion diese Ausgabe der »Franziskaner Mission« unter das Thema gestellt: Gewaltlos leben – Frieden schaffen . Die Magna Charta für diese Haltung ist die Bergpredigt Jesu: »Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben.« (Mt 5,5) Zu ihr zählen auch die Schriftstellen vom Töten und von der Versöhnung (Mt 5,21-26), von der Vergeltung sowie von der Feindesliebe (Mt 5, 38-48). Gleich im ersten Beitrag geht es um Gewaltverzicht, den Jesus mit seinem Beispiel vom Schlag auf die rechte Wange verdeutlicht (Mt 5,39). Im zweiten Beitrag begegnen wir Schwester Frieden und Bruder Zorn und der vielleicht schon bekannten Geschichte »Über die wahre Freude«. Da sagt am Ende Franziskus zu Bruder Leo: »Wenn ich meine Geduld nicht verliere und nicht aggressiv werde, liegt darin wahre Freude.« Im dritten Grundsatzartikel analysieren zwei bekannte brasilianische Psychologen Ursachen von Gewalt im menschlichen Zusammenleben. Woher kommt eigentlich entfesselter Hass – heute ins- besondere in den sozialen Netzwerken? Es folgen Beispiele von Gewalt aus dem Amazonasgebiet, aus den Favelas der Megastädte Rio de Janeiro und São Paulo sowie in bolivianischen Familien. Men- schen mit dem christlich-franziskanischen Friedens­ ideal überwinden verschiedenste Formen von Gewalt mit ihrer konkret gelebten Solidarität. Die »Non-Violence«-Bronzeskulptur des schwedischen Künstlers Carl Fredrik Reuterswärd auf unserer Mittelseite steht vor dem Eingang des UN-Hauptquartiers in New York. Der verknotete Revolverlauf ist ein deutliches Symbol gegen die weltweite Waffenlobby. Diese Ausgabe bringt auch konkrete Bei- spiele, wie Franziskanerinnen und Franziskaner sich schützend und beratend an die Seite von gesell- schaftlichen Gruppen stellen, die Gefahr laufen, verschiedenste Formen von Gewalt zu erleiden: Brüder stehen in Zufluchtseinrichtungen mittelame- rikanischen Migranten bei, die sich durch Mexiko in Richtung Nordamerika durchschlagen. Bolivianische Ordensschwestern versuchen, angesichts von Ge- walt gegen Frauen und Kinder, durch Hausbesuche und geduldige Gespräche, in den Familien Frieden zu stiften. Lehrkräfte in Schulen fördern durch eine gezielte Pädagogik der Gewaltlosigkeit Respekt und menschliche Kommunikationsstandards in den digitalen Netzwerken. Ein kolumbianischer Bruder entdeckt in seiner Jugendpastoral eine Friedens-DNA als Weg zur Gewaltlosigkeit. Aus Afrika-Friedens­ studien hören wir, dass in manchen Fällen die Kunst des Schweigens auch zum Frieden führen kann. Und dennoch ist ein gezielter Dialog zwischen den Religionen, wie der letzte Beitrag aus Kenia zeigt, unverzichtbar für den Weltfrieden. Franziskanische Missionsarbeit ist im Wesent­ lichen auch immer Friedensarbeit. Hinter dem franziskanischen Gruß Pax et Bonum (Frieden und alles Gute) steht die Einladung: Gewaltlos leben – Frieden schaffen . Ich danke unseren Unterstütze- rinnen und Unterstützern für das begleitende Gebet und die treue Hilfe. Br. Augustinus Diekmann ofm Leiter der Franziskaner Mission Dortmund TITEL Alicja Piekarska, eine Unterstützerin unserer Missionsarbeit in Bolivien, hat das Titelbild während eines Besuchs in dem südamerikanischen Land aufgenommen. Die junge Bolivianerin auf dem Foto war Teil- nehmerin eines OASIS-Treffens im Vikariat Ñuflo de Chavez. Bei diesen Treffen handelt es sich um Veranstal- tungen der Jugendpastoral. Es neh- men zahlreiche Jugendliche teil, die mit viel Engagement bei der Sache sind. Als Symbol der Gewaltlosigkeit Jesu hält unsere junge Bolivianerin in einem Gottesdienst ein selbstge- basteltes Kreuz hoch. In ihrem Blick könnten wir die Hoffnung lesen: Mit Jesus ist Frieden möglich! 3

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