Franziskaner Mission 3 | 2021

Wenn wir von Friedensarbeit sprechen, ist das nicht nur ein Engagement für eine Organisation oder ein konkretes Projekt. Es ist nicht einmal eine konkrete Veränderung in unserer Arbeit oder im Familienleben. Mensch des Friedens zu sein, ist eine innere Einstellung, die Aus- richtung meiner Selbst, meines Denkens und Handelns. Es ist ein so universeller Ruf wie der Ruf zur Liebe, es ist eine Lebensweise, die unser ganzes Wesen bewegt und bestimmt. Für den Frieden zu arbeiten bedeutet vor allem, sich entschlossen den Mächten des Krieges und der Zerstörung zu widersetzen. Es bedeutet »Nein« zu den Kräften des Todes und »Ja« zum Leben zu sagen. Für den Frie- den zu arbeiten bedeutet, für das Leben zu arbeiten. Frieden ist die Frucht der Bekehrung, er ist die Frucht der Verän- derung unseres Lebens, um das Gebot der Liebe Christi zu leben. Frieden bedeutet, auf Gottes Fürsorge, auf seine Vorsehung, auf seinen Plan für unser Leben zu vertrauen. Willen zum Frieden Für den Frieden zu arbeiten ist unsere Pflicht; es ist eine lebenswichtige Di- mension unserer christlichen Berufung. Der Weg zum Frieden ist geprägt von Worten der Wahrheit, von Werken der Barmherzigkeit und Taten der Gerech- tigkeit. Ohne Wahrheit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit kann es weder in un- seren Herzen noch in unseren Häusern noch in der Welt wahren Frieden geben. Wir Laien der franziskanischen Familie Boliviens haben entschieden, ein aktiver Teil der Mission der Kirche zu sein. Wir sind bestrebt, das friedliche Konzept zu leben und haben unseren Wunsch zum Ausdruck gebracht, das Leiden einer verletzlichen Menschheit zu lindern. Es geht darum, aktiv für den Frieden zu arbeiten, zum Beispiel bei der Teilnahme an Aktivitäten zur Erhal- tung des Friedens, bei Workshops zu »Laudato Si« oder bei der Schöpfungs- pflege mit Kindern und Jugendlichen. Auch Aufforstungsprojekte oder die Umsetzung von urbanen Nutzgärten, zur Selbstversorgung mit gesunden Nahrungsmitteln, zählen dazu. Die Durchführung von Work- shops mit Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiger Pfeiler der Friedenser- ziehung. Es geht hier um das Aneignen von Werten und Wissen sowie den Erwerb von Fähigkeiten und Verhaltens- weisen, die für die Suche nach Frieden notwendig sind. Hier wird Frieden ver- standen als ein Leben im Einklang mit sich selbst, anderen und der Umwelt. Bäume für Leben Derzeit verlieren wir auf unserem Pla- neten Jahr für Jahr große Waldflächen als Folge von Abholzung oder Wald- zerstörung. Diese Wälder aber erfüllen wichtige Funktionen in Ökosystemen, wie zum Beispiel als Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten oder zur Milderung der Auswirkungen der globalen Erwärmung. Daher ist die Anpflanzung einheimischer Baumarten in Schutzgebieten in vielerlei Hinsicht von Bedeutung. Die Arbeit der franzis- kanischen Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung umfasst nicht nur die Anpflanzung der Bäume, sondern auch deren Überwa- chung und Pflege durch Bewässerung und Düngung. Die Wiederaufforstung ist eine wesentliche Maßnahme für das Überleben des Menschen und der ande- ren Lebewesen auf diesem Planeten. Obwohl städtische Nutzgärten modern und neu erscheinen, gibt es sie »Selig sind, die Frieden stiften.« (Mt 5,9) Mit dieser Aussage lädt Jesus jeden ein, ihn nachzuahmen und an seiner Mission teilzuhaben. Arbeiten für den Frieden Engagement der franziskanischen Familie in Bolivien in Bolivien schon seit mehr als einem Jahr- hundert. Sie haben sich im Laufe der Zeit an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner der Städte angepasst. Die städtischen Gärten haben die Ernährungssituation der ärmsten Be- völkerung leicht verbessert. Die Regierun- gen und die Kirche stellten Ackerland zur Verfügung. Die Besitzer großer Fabriken sahen die Vorteile dieser Gärten und för- derten sie, da sie neben der Ernährungs- situation auch die psychische Verfassung der Arbeiter fördern. Aus diesem Grund ist die Realisierung von städtischen Gärten weiterhin wichtig, um die wirtschaftli- chen Ausgaben der ärmsten Familien zu verbessern und abzufedern. Häusliche Gewalt Als religiöse Organisation richtet sich die Friedensarbeit der Franziskaner seit jeher an die Schwächsten in der Gesellschaft – im Bemühen um gesellschaftlichen Wandel. Sie benennen die Probleme, die zu Unfrieden und Ungerechtigkeit führen, und entwickeln Lösungsstrategi- en. Sie helfen bei Sorgen, kümmern sich um Menschen, die auf der Straße leben, unterstützen sie mit Nahrung, achten auf ihre körperliche, seelische und geistige Gesundheit. In Bolivien hat die Corona- Pandemie die ärmsten Familien noch mehr geschwächt. Sie müssen jeden Tag arbeiten, um ihre Familien zu ernähren, da das Leben »von der Hand in den Mund« für viele Familien Realität ist. Auch hier unterstützen die Franziskaner, wo sie können, und setzen sich unermüdlich für die Schwächsten ein. Ein weiteres Problem, das immer größer wird, ist häusliche Gewalt. Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen, hat dazu aktuell einen Bericht vorgelegt. Darin wird darauf hingewiesen, dass Bolivien bei körperli- TEXT: Nidia Covarrubias Funes | FOTO: Provincia Misionera San Antonio en Bolivia 16

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