Franziskaner Mission 1 | 2022

Liebe Leserin, lieber Leser! Gesundheit! Das ist sicher in den letzten Jah- ren weltweit der große Wunsch. Aber wie sehen die öffentlichen Gesundheitssysteme in unseren Partnerländern aus? Das fragen wir uns in dieser Ausgabe der Zeitschrift »Franziskaner Mission«. Oft fehlt es an entsprechender medizinischer Ver- sorgung für alle. Geld regiert auch hier die Welt. Neben dem Bildungsbereich ist auch das staatliche Gesundheitswesen vielerorts vom Krebsgeschwür der Korruption befallen. Das Evangelium vom Gelähmten, der von freiwilligen Helfern zu Jesus getragen wird (Mk 2,1-12), ist ein Beispiel von geschwisterlicher Solidarität: tragen und getragen werden . Die Sorge um ausgegrenzte Kranke spürte auch Franz von Assisi in seiner Begegnung mit dem Aussätzigen oder Elisabeth von Thüringen, die sich selbstlos um Bedürftige kümmerte und später die Patronin vieler medizinischer Einrichtungen wurde. Krankenpflege ist fester Bestandteil des franziska- nischen Charismas. Überall auf der Welt arbeiten Franziskanerinnen und Franziskaner in Pflege- und Arztberufen. Zahlreiche Gesundheitsprojekte in unseren Missionsgebieten zeugen von einer klaren Option für die Kranken. Gerade da, wo staatliche Stellen versagen, werden Betroffene nicht allein gelassen, damit alle Leben haben und es in Fülle haben (vgl.  Joh 10,10). Ehrenamtliche der lateinamerikani- schen Kinderpastoral gehen in entlegenen Dörfern und Elendsvierteln großer Städte von Haus zu Haus. Sie fördern gesunde Ernährung, die Nutzung von Heilpflanzen und einfache Mittel zur Bekämp- fung von Kinderkrankheiten. Ein gut ausgerüsteter Krankenhausbus aus dem bolivianischen Cocha- bamba fährt zu den abgelegenen Dörfern in den Anden. Auch die Klinikschiffe auf dem Amazonas besuchen weit entfernte Ufersiedlungen. Auf vieler- lei Weise kommt franziskanische Gesundheitsfür- sorge zu den Armen. Darüber hinaus fördert die Franziskaner Mission auch feste Einrichtungen, wie Gesund- heitsstationen, kleine Entbindungskliniken, medizi- nische Spezialpraxen sowie die Seelsorge in öffent- lichen Krankenhäusern. Wie im Evangelium tragen unsere Schwestern und Brüder vor Ort die Kranken und fühlen sich durch tiefe menschliche Begeg- nungen selbst getragen. In den Leidtragenden begegnen sie dem Herrn selbst, wie Franziskus im Leprakranken. »Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!« (Mt 25,40) Dass im Gesundheitsbereich durch zahlreiche Pro- jekte so viel Gutes getan werden kann, das liegt vor allem an Ihnen, unseren treuen Spenderinnen und Spendern. Auch in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe unterstützen Sie großzügig die Schwestern und Brüder vor Ort und teilen unsere Sorge um Verarmte und Kranke. Freude, die man anderen gibt, kehrt ins eigene Herz zurück! Damit dürfen Sie als Mittragen- de sich auch getragen fühlen. Ich wünsche Ihnen und unserer Welt vor allem Gesundheit und Frieden, Br. Augustinus Diekmann ofm Leiter der Franziskaner Mission Dortmund TITEL Noch heute gibt es in den ländlichen Gegenden des brasilianischen Nord­ ostens ein beeindruckendes Beispiel solidarischer Nächstenliebe. Wird in einem abgelegenen Dorf jemand ernst- haft krank, organisieren sich meh- rere Bauern, um die kranke Person in einer Hängematte zu einer befahrba- ren Straße oder gleich zur nächsten Gesundheitsstation zu tragen. Gerade in der Regenzeit sind viele Dörfer durch verschlammte Wege isoliert. Es scheint so, als hätten sich die Helfer am Markusevangelium 2,1-12 orien- tiert (siehe Seite 6–7): Um der Gesund- heit willen machen sie die Erfahrung vom Tragen und Getragen werden. 3

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