Franziskaner Mission 2 | 2022

Eine nachhaltige Nutzung der landwirt- schaftlichen Ressourcen ist die Existenz- grundlage für uns alle: arm oder reich, in der Stadt oder auf dem Land. Wenn diese Nutzung aus dem Gleichgewicht gerät, leiden die Kleinbauernfamilien besonders darunter. Laut dem brasili- anischen Institut für Geographie und Statistik (IBGE) stammen 76 Prozent der brasilianischen Lebensmittelproduktion aus solchen Familienbetrieben. Brasilien wird also vor allem von seinen Kleinbau- ern ernährt. Diese leiden aber darunter, dass die Aggression durch Pestizide über die Grenzen der großen landwirtschaftli- chen Betriebe hinausgeht und die Flüsse, die Luft und das Land verseucht. Heute behandelt die Agrarindus­ trie, eine Triebfeder des Kapitalismus, auf riesigen Monokulturen Mutter Erde wie eine Fabrik zur Produktion von Getreide als Futtermittel für insbesondere die Massentierhaltung in Europa. Sie setzt wahllos Agrotoxine, chemische Pestizide und in Labors manipuliertes Saatgut ein. Im Bundesstaat Maranhão, ins- besondere in unserer Region, haben wir noch keine Probleme mit dem großflä- chigen Anbau von Soja und Zuckerrohr. Aber nicht weniger schädlich sind die Viehzuchtbetriebe und ein Teil der Landwirte, die immer noch Brandrodung anwenden, um Flächen für die Futtermit- telproduktion zu gewinnen. Im Jahr 2009 vernichtete ein Großfeuer die Ländereien unserer Fami- lienlandwirtschaftsschule. Es war einer der schrecklichsten Momente, die wir erlebt haben. Wir mussten mit ansehen, wie das Feuer die Pflanzungen verbrann- te. Mit viel Mühe schafften wir es, das zerstörerische Feuer zu löschen. Noch heute sehen wir die Brandnarben an den Babaçu-Palmen. In jeder Trockenzeit fürchten wir erneut eine solche Katastro- phe, vor allem wenn wir in der Nähe der Schule Feuer sehen. Wir bemühen uns durch Bewusstseinsbildung der benach- barten Landwirte und auch unserer ei- genen Schülerinnen und Schüler, auf die Gefahren von Brandrodung aufmerksam zu machen und nachhaltige Lösungen aufzuzeigen – zum Beispiel die Gründün- gung, bei der die gerodeten Pflanzen nicht verbrannt, sondern untergepflügt werden. Die Familienlandwirtschaftsschule »Manoel Monteiro« ist eine berufs- bildende Schule im Nordosten von Maranhão, eine Bildungseinrichtung, die der Jugend der ländlichen Gebiete eine bleibende Lebenserfahrung mit Mutter Erde bietet. Hier lernen wir, das Land ohne den Einsatz von Agrochemikalien oder Feuer zu bewirtschaften. So wachen wir jeden Morgen auf, bereit zu lernen und uns zu bemühen, damit das Land für alle Geschöpfe, die darauf leben, gesegnet wird. Die Natur soll als Quelle des Lebens erhalten bleiben und wir sollen unseren Weg als Kinder von Mutter Erde mit öko- logischen Idealen weitergehen. Es gibt also noch Hoffnung, vo- rausgesetzt, die Menschen respektieren und erhalten Gottes Schöpfung. Jeder Mensch muss seinen Teil dazu beitragen. Auf diese Weise werden wir eine bessere Welt haben, mit Harmonie und Gleichge- wicht. Bewahrung der Schöpfung Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro Warum misshandeln so viele Menschen unsere Mutter Erde? Warum sorgen sich noch viel zu wenige Menschen um sie? Aus der Erde entspringt doch das Leben, entspringt die Hoffnung und das Brot, das die Menschheit ernährt. Die Autoren engagieren sich für die Familienland- wirtschaftsschule Manoel Monteiro. Vanderval Spadetti ist der Leiter der Bildungseinrichtung und Vicente Gomes Damascena Filho ist, als ehemaliger Schüler, dort Agraringenieur. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm TEXT: Vanderval Spadetti und Vicente Gomes Damascena Filho | FOTO: Vanderval Spadetti 27

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