Franziskaner Mission 2 | 2022

Die Gemeinde San Antonio de Lomerío liegt im Vikariat Ñuflo de Chávez, im tropischen Flach- land Boliviens. Bis nach Concepción sind es etwa 80 Kilometer. Die Menschen hier haben ihre Muttersprache Bésiro, ihre Bräuche, Traditionen, Musik und religiösen Zeremonien bewahrt. Es gibt 29 indigene Gemeinschaften, die aus der Monkox-Kultur stammen. Jede Gemeinschaft umfasst zwischen 50 und 60 Familien, die traditionell die Natur als Nahrungsquelle nutzen. Feuer und Flamme! Schulspeisung in Bolivien TEXT UND FOTO: Rosalba Gómez Duque HTCFS Der Wald, oder das »große Haus«, wie sie es nennen, ist der Lieferant aller Überlebensvorräte – darunter das Brenn- holz, das die Menschen zum Kochen verwenden. Das Feuer spielt eine sehr wichtige Rolle im täglichen Leben in ländlichen Gebieten. Neben Wärme in der kalten Jahreszeit und Licht in der Nacht, ist der Platz am Feuer ein wichti- ger Familientreffpunkt. Die Häuser hier bestehen aus Holz und Stroh und die meisten Einwoh- ner verwenden in ihren Küchen offene Öfen. Es gibt verschiedene Arten von Öfen: Meist bestehen sie aus drei Steinen oder Ziegeln, die auf der Erde stehen. Man verwendet Holz nicht nur aufgrund der traditionellen Lebenswei- se, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen und dem fehlenden Zugang zu anderen Energiequellen. Man hat ganz einfach nicht genug Geld, um Elektro- oder Gaskochgeräte zu kaufen oder den Verbrauch zu bezahlen. Viele Schülerinnen und Schüler unserer Grundschule können von ihren Eltern nicht ausreichend ernährt werden, und mit leerem Bauch lernt es sich bekannt- lich schlecht. Deshalb haben wir die Schulspeisung ins Leben gerufen. Auch hier wird mit Brennholz gekocht. Das Kochen mit Brennholz hat einige Vorteile: Außer Holz und einem Streichholz oder einer Kerze zum An- zünden ist kein Brennstoff erforderlich. Gleichzeitig wird Holzkohle gewonnen, die wieder zum Kochen verwendet werden kann. Holz ist hier in der Ge- gend in großen Mengen und kostenlos verfügbar. Das Essen kocht schnell und bleibt lange heiß, und es ist schmack- hafter als bei der Zubereitung mit Gas oder Strom. Und bei kaltem Wetter heizt der Holzofen das Haus. Aber es hat auch einige Nach- teile: Wenn der Raum schlecht gelüftet ist, atmet man den gesundheitsschäd- lichen Rauch ein. Die Kleidung riecht nach Rauch. Beim Kochen kann man sich leicht verbrennen oder Funken versengen die Kleidung. Die Töpfe sind schwarz vom Ruß. Beim Kochen der Schulspeisung wechseln sich die Mütter ab. Jeweils zwei Frauen kommen täglich zum Gemein- schaftshaus und kochen. Die Familien sorgen für das nötige Brennholz, die Kin- der transportieren es mit der Schubkarre. Wichtig dabei ist: Gut getrocknetes Holz brennt lange. Was für ein köstlicher Geschmack von Speisen, die über Feuerholz gekocht werden! Die Autorin Rosalba Gómez Duque ist Kapuzinerin von der Heiligen Familie. Sie ist Kolumbianerin und kam 2018 als Missionarin nach Bolivien. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth Der Kochplatz der Schule ist ausgelegt für größere Mengen. 22 | 23

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=