Franziskaner Mission 3 | 2022

Die ersten Brüder, die diese Einladung angenommen hatten, trafen sich am 16. Januar 1983 in Rom zur Vorbereitung auf das Projekt. Sie kamen aus Italien (7), USA (6), Deutschland (3: Hermann Borg, Ulrich Gellert und ich), je zwei aus Kanada, Japan, Eng- land, je einer aus Belgien, Spanien, Chile, Brasilien, Neuseeland, Australien und Jugoslawien. Nach dem sechswöchigen Seminar brachen kleine internatio- nale Gemeinschaften nach Kenia, Malawi, Ruanda, Tansania und Uganda auf – mit der Hoffnung, in der Begegnung mit afrikanischer Kultur bereichert zu werden und eines Tages einheimische Franziskaner als Missionare ihres Kontinents zu sehen. Mutige Anfänge Die Internationalität der Gemeinschaften war wertvoll und gleichzeitig ein prophetisches Zeugnis angesichts der Spannungen zwischen einzelnen Volksgruppen einiger Länder in Afrika. Die Brüder ließen sich vor allem in ländlichen Gegenden unter einfachsten Verhältnissen nieder und wurden von den Menschen willkommen geheißen. Vieles wurde ausprobiert, um Hilfe zur Selbsthilfe anzuregen. Neben aller Pfarrarbeit wurde die Schulbildung von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Aufgabe. Gemeinsam mit Ordensschwes- tern konnte ebenfalls die Gesund- heitsvorsorge verbessert werden. Aber es gab auch schon bald einige Rückschläge: In Kenia verstarb der amerikanische Mit- bruder Conrad Schomske an einer schweren Tropenkrankheit; in Ugan- da wurde der australische Bruder Kevin Lawler von einer Revolverkugel tödlich verletzt; in Ruanda brachte der Völkermord 1994 großes Leid für die Menschen und Brüder. Pater Vjeko Curic´ konnte viele Verfolgte in Sicher- heit bringen. An einer Straßensperre jedoch musste er erleben, wie der junge ruandische Bruder George Gashugi aus seinem Auto gerissen und vor seinen Augen umgebracht wurde. Grund: Er war Tutsi. Vier Jahre später, 1998, wurde auch Pater Vjeko ermordet. Hoffnung für Menschen Trotz dieser Rückschläge setzten die Brüder ihre Ar- beit in Pfarreien und Schulen erfolgreich fort. Zielge- richtete Hilfe zur Selbsthilfe schaffte hoffnungsvolle Zeichen für die Zukunft. Einige seien stellvertretend für viele andere genannt: In Ruanda besuchen zurzeit 700 Kinder und Jugendliche das Pater-Vjeko-Schulzentrum in Kivumu. In der Berufsschule kann außer Elektrotech- nik, Informatik und Metallverarbeitung das Maurer-, Schreiner- oder Schneiderhandwerk erlernt werden. Nach der Ausbildung finden über 90 Prozent der Jugendlichen Arbeit, sodass sie für sich und ihre Familien sorgen können. Bis heute konnten 2.000 Jugendliche erfolgreich ihre Ausbildung abschließen, dank tatkräftiger Unterstützung zahlreicher Partner- schaften, die von den Brüdern Innocent Harelimana und Ivica Peric´ geschätzt werden. Die Internetseite vjeko-rwanda.info informiert über alle Aktivitäten des Zentrums. Wie können wir den Ländern Afrikas die Spiritualität des heiligen Franziskus von Assisi anbieten? Und umgekehrt: Wie kann Afrika unser Ideal bereichern mit den Werten wie Zufriedenheit, Familiensinn, Freude, Gebet, Liturgie, Friede, Geschwisterlichkeit und Gastfreundschaft? Diese Fragen standen im Hintergrund, als Anfang der 1980er-Jahre die Generalleitung des Franziskanerordens das Afrika-Projekt vorstellte und dazu einlud. Rückblick und Ausblick 40 Jahre »Afrika-Projekt« TEXT: Heinrich Gockel ofm | FOTOS: FM-Archiv Der Franziskaner Ivica Peric´ (unten) setzt den Traum seines Mitbruders Vjeko Curic´ nach dessen Ermordung fort: Bildung für alle, egal welche Ethnien.   12

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