Franziskaner Mission 3 | 2022

Trotz der Schwierigkeiten, die ein Leben auf der Straße mit sich bringt, war er entschlossen, diese Situation ein für alle Mal zu ändern und seiner Familie, insbesondere seinen Kindern, wieder näherzukommen. In einem der Aufnah- mezentren für Obdachlose, in denen Gilberto übernachtete, erfuhr er von einer Einrichtung, die Menschen im Be- reich Abfallverwertung ausbildet und sie in den Arbeitsmarkt integriert. Er zögerte nicht lange und begann die berufliche Fachausbildung bei RECIFRAN, einem Müll-Recyclingprojekt des franziskani- schen Netzwerkes SEFRAS. Wertstoff statt Abfall Mit Unterstützung einer Sozialarbeite- rin bekam Gilberto (Name von Autorin geändert) wichtige Pflichtdokumente, wie Personalausweis und Schulzeugnisse, damit er wieder die Abendschule besu- chen konnte. Parallel dazu kümmerte er sich um seine angeschlagene Gesund- heit. Er zog in ein Wohnheim und fand nach seiner Ausbildung eine Anstellung. Durch die Arbeitsprozesse wie Sammeln, Trennen, Wiegen und Verkau- fen von wiederverwertbaren Materialien kennt Gilberto die Möglichkeiten der Ressourcennutzung. Durch die Zusam- menarbeit mit Kolleginnen und Kollegen weiß er auch, wie wichtig Teamarbeit ist. Auch dass viele Wertstoffe bei falscher Entsorgung die Umwelt schädigen und sogar zerstören können, hat Gilberto ge- lernt. In seinem Fall, wie bei den meisten seiner Kolleginnen und Kollegen, sichert der von vielen Menschen weggewor- fene »Müll« Gilbertos Einkommen und verbessert seine Lebenssituation. Die Geschichte von Gilberto ähnelt der von vielen Menschen, die in Gilberto hat in seinem Leben, seit er ein Teenager war, mehrere Male das brasilianische Gefängnis­ system durchlaufen. Zwischen Freiheit und Gefängnisaufenthalten gründete er eine Familie, bekam Kinder und tat alles, um zu überleben. Bei seiner letzten Haftentlassung im Alter von über 50 Jahren hatte er den Kontakt zu seiner Familie verloren und lebte auf der Straße. Recycelte Hoffnung Mülltrennung in São Paulo TEXT: Dr. Rosângela Helena Pezoti | FOTOS: SEFRAS »Frieden und Gutes  willkommen heißen – sich kümmern – verteidigen« 24

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