Franziskaner Mission 4 | 2022

Die Kinderpastoral (Pastoral da Criança) ist eine national und international tätige Organisation. Sie untersteht, als soziales Aktionsorgan innerhalb der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), der bischöflichen Kommission für den Dienst der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und des Friedens. TEXT UND FOTO: Maria Eunice Cândido de Sousa Leben in Fülle Kinderpastoral in Brasilien Die Arbeit basiert auf menschlicher Solidarität sowie dem Teilen von Wissen und Erfahrungen. Ziel ist die Förderung einer umfassenden Entwicklung von Kindern, von der Empfängnis bis zum sechsten Lebensjahr, und die Unterstützung ihrer Familien – ohne Unterschiede in Bezug auf Herkunft, Hautfarbe, politische Gesinnung oder religiöses Bekenntnis. Die Kinderpastoral entwickelt grundlegende Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung und Bürgerrechte, basierend auf einer Spiritualität, die Glauben und Leben verbindet. Dabei ist der familiäre Kontext für die Entwicklung eines jeden Menschen unerlässlich. Ein harmonisches familiäres Umfeld ist notwendig, damit diese Entwicklung erfolgreich sein kann. Neben der Familie ist es sehr wichtig, dass auch das soziale Umfeld in möglichst großer Harmonie lebt. Die gesamte Gemeinde muss zur Entwicklung der Kinder beitragen und ein förderndes Zusammenleben in Verantwortung mittragen. Kernanliegen der Kinderpastoral ist es, Familien auf der Basis christlicher Werte zu stärken, indem sie als ihre Hauptzielgruppe vor allem schwangere Frauen und Kinder begleiten. Dabei gilt das biblische Motto: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.« (Johannes 10,10) Diese Begleitung steht auf drei Hauptsäulen: regelmäßige Hausbesuche, der Tag der Lebensfeier und Treffen zur Reflexion und Bewertung. Hausbesuche Hausbesuche sind bei einer menschlichen und spirituellen Begleitung unverzichtbar. Jeden Monat gehen ausgebildete Ehrenamtliche von Haus zu Haus und besuchen die Familien. Sie sprechen über die Entwicklung der Kinder und erkundigen sich nach der konkreten Lebenssituation jeder Hausgemeinschaft. So nähern sie sich während des Besuchs durch interessiertes Zuhören den Freuden und auch den Schwierigkeiten einer jeden Hausgemeinschaft. Familien sind sich ihrer Rechte oft gar nicht bewusst und finden so keinen Zugang zu staatlichen Gesundheitsdiensten, wenn ihre Kinder diese brauchen. Auf der Basis gewachsenen Vertrauens teilen die ehrenamtlichen Besucher ihr Wissen, indem sie Eltern oder Erziehungsberechtigte mit einfachen Materialien der Kinderpastoral darüber informieren, was die Lebenssituation der Kinder verbessern kann. Auf diese Weise werden Wissen und Erfahrungen zu Schwangerschaftsvorsorge, Ernährung, Aufklärung, Hygiene, Krankheitsprävention, einschließlich Covid-19, ausgetauscht. Eine sehr wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Krankheiten sind gut geplante Impfungen. Denn wenn Eltern ihre Kinder zum Impfen bringen, schützen sie sie und tragen auch dazu bei, die Kindersterblichkeit zu senken und einige Krankheiten womöglich auszurotten. Es lohnt sich, die Eltern zu überzeugen, ihre Kinder impfen zu lassen. Tag der Lebensfeier Der Tag der Lebensfeier ist eine weitere wichtige Aktivität, die die Ehrenamtlichen der Kinderpastoral durchführen. An diesem Tag, der einmal im Monat stattfindet, versammeln sich Familien, um schwangere Frauen und Kinder zu feiern und um sich gegenseitig in schweren Zeiten zu unterstützen. Bei diesen Treffen mit den Familien gibt es einen spirituellen Moment, Spiele mit den Kindern, einen Vortrag oder ein Gespräch über ein Thema, je nach aktuellem Bedarf, und ein gemeinsames einfaches Essen. Dazu kommt auch immer die Ernährungskontrolle mit Wiegen und Messen der Kinder unter sechs Jahren. So möchte man herausfinden, ob die Kleinen ihrem Alter entsprechend wachsen und sich gut entwickeln. Reflexions- und Bewertungstreffen Reflexions- und Bewertungstreffen bilden den dritten wichtigen Pfeiler der Kinderpastoral. Hier wird analysiert, wie die aktuelle Situation der Familien oder Hausgemeinschaften ist. Die bisher durchgeführten Maßnahmen werden bewertet. Auf der Grundlage dieser Realität plant man dann Maßnahmen zu einer weiteren Verbesserung der Lebenssituation. Familienfrieden Eine heute immer häufiger anzutreffende traurige Wirklichkeit ist Gewalt im familiären Umfeld. Um in solchen Fällen zu helfen, hat die Kinderpastoral die »10 Gebote für den Frieden in der Familie« erlassen, die helfen sollen, den Frieden zu fördern und auch nachhaltig zu leben. Dieses Regelwerk entstand im Kontext einer landesweiten Aktion zur Gewaltprävention, die im Jahre 1999 von der Kinderpastoral unter dem Motto »Frieden beginnt zu Hause« ins Leben gerufen wurde. Denn die Erziehung des Kindes sowohl zum Frieden als auch zur Gewalt beginnt in der Familie. Eltern haben eine große Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder. Diese muss auf Liebe und Respekt zu den Kindern als einzigartige und würdige Menschen basieren. Zur Durchführung dieser Aktion wurde eine Broschüre mit Richtlinien erstellt, die mit den betroffenen Familien gemeinsam durchgearbeitet werden. 22

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