Franziskaner Mission 4 | 2022

Leider werden diese schönen Träume sehr bald durch soziale und politische Umstände, Konflikte im Land, hohe Arbeitslosigkeit, finanzielle Engpässe und Schulden sowie durch soziale Marginalisierung zunichtegemacht. In den letzten Jahren kommen die vielschichtigen und oft katastrophalen Folgen der Klimaveränderung – vor allem für die Menschen und Familien auf dem Land – hinzu. Nur ein Ausweg Wenn alle Wege zu einem guten, normalen Leben versperrt sind, wird in Familien ein Klima der Ungewissheit, Frustration und Angst vor der Zukunft hervorgerufen. Viele sehen nur einen Ausweg aus dieser Lage: die Auswanderung aus der Heimat in die USA. Diese Entscheidung ist extrem hart und führt zu negativen Auswirkungen wie Trennungen und seelische Verletzungen. Einige Flüchtlinge kommen unterwegs auf der gefährlichen Fluchtroute ums Leben. Nur ein Teil erreicht die USA. Aber auch dort müssen sie immer mit Angst und Kummer leben, weil sie Illegale sind und nur ohne Genehmigung wohnen und arbeiten können. Der sogenannte »american dream« wird für die meisten Geflüchteten zu einem Albtraum – und auch für die Zurückgebliebenen: Die Hoffnung darauf, dass das geliebte Familienmitglied es bis in die USA schafft, bald eine Arbeit findet und Geld in die Heimat schickt, ist stark und lässt alle Kosten für die Auswanderung in Kauf nehmen. Die Kosten sind sehr hoch, man muss dafür Schulden auf sich nehmen, eventuellen Besitz mit einer Hypothek belasten oder verkaufen. Damit wird die finanzielle Situation für eine lange Zeit sehr verschärft. Die- jenigen, denen die Reise gelingt und die bald eine Arbeit finden, können ein bisschen Geld nach Hause schicken. Doch es braucht lange, um frei von allen Schulden zu werden. Natürlich ist dieser finanzielle Aspekt der Migration besorgniserregend. Das Schlimmste passiert aber innerhalb der Familie, unabhängig davon, ob der Familienangehörige die USA erreicht oder nicht. Man kann behaupten: Die Migration ist eine entscheidende Ursache der Familienzerstörung in den mittelamerikanischen Ländern in den letzten Jahren geworden. Die Familie als soziale Institution ist grundlegend für die ganze Gesellschaft und für die Entwicklung der Kinder. Durch die Migration aber bricht die Familie auseinander. Das hinterlässt in vielen Fällen auch negative Spuren in der Gesellschaft. TEXT: Edgar Renderos Rosales | FOTO: picture alliance / REUTERS | Adrees Latif Am Anfang fast jeder mittelamerikanischen Familie steht eine Liebesgeschichte voll mit Hoffnung und Träumen von einer guten Zukunft: von besten Erziehungsmöglichkeiten für die Kinder, von einer würdigen Wohnung, von stabilen Arbeitsverhältnissen und anderem. Flucht als Ausweg Auswirkungen von Migration in Guatemala 32

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