Franziskaner Mission 4 | 2022

Wohl der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren, als Alleinerziehende den Alltag zu meistern … Menschwerdung Gerade an Weihnachten bricht die Sehnsucht nach heiler Familie auf. Als Ideal beschworen, zerbricht sie oft an der harten Wirklichkeit. Wilhelm Bruners meint, dass die Heilige Familie eine ganz und gar normale Familie war, und rät dazu, sie gerade deshalb heilig zu halten. Dann geht es nicht mehr um eine falsch verstandene Harmonie, um eine nicht zu erreichende romantische Familienidylle des 19. Jahrhundert, sondern um das Bild einer Familie, in der gelebt, geliebt und gestritten wird; wo alle miteinander ringen um den gemeinsamen Weg und um die Form des Miteinanders. Vielleicht mögen Sie mit diesen Gedanken Ihre Krippe noch einmal anders aufstellen, die Figuren anders positionieren, als sie immer stehen … Familie ist Ort der Menschwerdung – damals wie heute. Darauf kommt es schließlich an: Menschlich zu werden und dass ER kommt – in Ihre familiale Lebensform – wie auch immer die aktuell aussieht! von seinen Eltern entfernt (Lk 2,41-52), der später als Verkünder von der eigenen Familie für »verrückt« gehalten wird (Mk 3,21) und deshalb die Familie Gottes zu der seinen erklärt (Mk3,31-35). Probleme von damals, Probleme von heute. Mit der vermeintlichen Krippenidylle ist es näher betrachtet also nicht allzu weit her. Die sentimentale Besinnung des holden Knaben im lockigen Haar ist dann doch eher romantische Verklärung denn die Wiedergabe realer Verhältnisse. Wenn es im Tagesgebet des entsprechenden Festtages heißt, dass Gott uns in der Heiligen Familie ein »leuchtendes Vorbild« an Frömmigkeit, Eintracht und Liebe geschenkt hat, dann geht dies haarscharf am biblischen Befund vorbei. Jesus selbst war gerade kein Familienmensch, im Gegenteil: mit seiner leiblichen Familie hatte er häufig Stress. Nachfolge schloss für ihn den Bruch mit der eigenen Herkunftsfamilie ein (Mt 10,16-39). Der Blick in die Krippe bietet gerade den Menschen in den unterschiedlichsten familialen Lebensformen, zu denen heute beispielsweise auch gleichgeschlechtliche Familien zählen, die Möglichkeit zur Identifikation. Zudem spiegeln die Herausforderungen der »Weihnachtsfamilie« die Situation vieler Familien heute wider: in allen Bedrohungen halbwegs sichere Lebensorte zu finden, in allen Streitigkeiten eine Konfliktkultur einzuüben, in allen Verletzungen und Verwundungen einander zu verzeihen und neu miteinander zu beginnen, in allen Trennungen das Der Autor Stefan Federbusch leitet das »Exerzitienhaus – Franziskanisches Zentrum für Stille und Begegnung« in Hofheim. Er engagiert sich im Bereich Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Wilhelm Bruners (»heilige familie«, in: Das Gespräch mit dem Engel, Klens-Verlag, Düsseldorf 1990, 90) die Mutter der Vater das Kind die heilige Familie vergiß was du über sie gehört hast denn sie war eine ganz und gar normale Familie wenn du etwas über sie wissen willst informiere dich nicht bei denen die nicht zulassen daß sie eine ganz und gar normale Familie war wenn du etwas über sie wissen willst schau in die eigene Familie und denke nach über das was du dort erlebst Verstehen Enttäuschung Zuneigung Ablehnung Trennung Umarmung Zorn Liebe vergleiche dich mutig mit ihr und halte dich nicht für schlechter vergiß was du über sie gehört hast sie war eine ganz und gar normale Familie deshalb halte sie heilig 7

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