Franziskaner Mission 4 | 2022

In vielen Ländern Afrikas wurde früher eine lange nachgeburtliche Enthaltsamkeit eingehalten, man kannte keine künstliche Empfängnisverhütung im Sinn der Familienplanung (FP). Viele Afrikaner hatten keine Sorgen hinsichtlich Lebenserhaltung und Umweltschutz, die von Befürwortern der FP propagiert werden. Sie glaubten an das überirdisch Göttliche, das für alle Geschöpfe sorgt. Die Einführung von FP war für viele somit befremdend. Verschiedene Studien und Autoren untersuchen die Meinungen und Praxis zur Familienplanung. Als Grund, dass Männer in Afrika dieses Thema vermeiden, werden die schlechte Kommunikation zwischen Eheleuten und die kulturellen Überzeugungen genannt. Zudem sind meistens Frauen die Ersten, die auf FP angesprochen werden. Männer besprechen ihre reproduktiven Gesundheitsprobleme lieber mit Freunden (Djambo, 2013). Obwohl ghanaische Männer unter gleichen kulturellen Missverständnissen hinsichtlich FP leiden, scheinen sie ihr Wissen über Massenmedien zu erwerben und sind interessiert an diesen Diskussionen und Möglichkeiten (Akafuah & Sassau 2008). In Simbabwe wollen 85 Prozent der Männer mehr über FP erfahren, wobei die meisten ihr Wissen aus Radiosendungen und von Gleichaltrigen erhalten (Djambo, 2013). In Senegal haben Männer wie Frauen, die sich viele Kinder wünschen, unterschiedliche Einstellungen zur FP. Die Entscheidung für FP, besonders die Anwendung von Verhütungsmethoden, hängt von Geld, Bildungsstand und sozialem Umfeld ab. In Nord-Uganda liegt die Prävalenzrate von Verhütungsmitteln bei 47,5 Prozent. Aus Angst vor Nebenwirkungen verwenden jedoch 82 Prozent sie nicht, obwohl FP allgemein akzeptiert wird und Verhütungsmittel gut zugänglich und erschwinglich sind. In Südafrika beträgt die Verhütungsprävalenz 64,6 Prozent. Frauen nutzen die FP-Programme, aber es mangelt ihnen an Wissen und Beratung durch Gesundheitspersonal, an angemessener Versorgung, Zugänglichkeit und Regelmäßigkeit. Es gibt auch Befürchtungen vor gesundheitlichen Problemen bei hormoneller Verhütung. Einige Männer wollen keine anderen Verhütungsmittel einsetzen. Afrikanische Christen stehen heute im Konflikt zwischen tief verwurzelten kulturellen und religiösen Werten, ihrer Lebenseinstellung zu Kindern und Großfamilien und den propagierten FP-Methoden. Sie sehen die Komplexität von Verhütungsmitteln und die aktuelle Bedrohung, der auch Jugendliche ausgesetzt sind mit ihrem erhöhten Freizeit- und Vergnügungswunsch ohne Verantwortung, ferner durch Promiskuität und moralische Dekadenz (belegt durch häufigere Abtreibungen). Dazu kommen sexuell übertragbare Krankheiten, hohe Zahl von Unfruchtbarkeit, Zusammenbruch der Familienstruktur durch Scheidung, psychische Erkrankungen, vermehrte Selbstmordfälle und Schulabbrüche. Insgesamt gesehen muss alles sorgfältig bedacht werden. Die Kirchen sind verpflichtet, engagiert eine klare Richtung zu diesen kritischen Fragen und Themen anzubieten, um moralisch intakte Familien, gesunde Kirchen und eine stabile Gesellschaft in allen Aspekten des Lebens zu erhalten. TEXT: Dr. Elizabeth M. Isingi lsosf | FOTO: FM-Archiv Traditionell freut sich ein Großteil der afrikanischen Bevölkerung über Kinder und große Familien. Kinder sind wichtig für den Unterhalt des Stammes: Sie werden geschätzt als Quelle für Reichtum, Stolz, Respekt, Sicherheit und Arbeitskraft. Zukunftssicherung Familienplanung in Ostafrika Die Autorin Elizabeth M. Isingi gehört zur Kongregation der »Little Sisters of St. Francis« in Kenia und arbeitet zurzeit ehrenamtlich als Leadership- und Life-Coach in der Erzdiözese Nairobi für Frauen, junge Erwachsene, Ordensleute und Geistliche. Übersetzung aus dem Englischen: Heinrich Gockel ofm Quellen: Akafuah, R. & Sassau, M. (2008). Attitude Toward and use of Knowledge about Family Planning among Ghanaian Men. International Journal of Men’s health7(2):109-120DOI:10.3149/ jmh.0702.109 Djambo, Y. (2013). Family Planning in Africa: Old belief and New Perspective. African Population Studies. 10(1) DOI: https://doi.org/ 10.11564/10-1-401 29

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