Franziskaner Mission 4 | 2022

Post aus Guatemala Am 21. Oktober 2022 flog ich von Frankfurt nach Guatemala. Nach insgesamt 20 Stunden im Flieger und zwei Zwischenlandungen war ich sehr froh, in Guatemala-City zu landen. Der Flug führte auch über die gesamte Zentralamerikanische Franziskanerprovinz. In den ersten Tagen lernte ich zwei Gemeinschaften in der Hauptstadt kennen: San Bonaventura und Monte San Francisco. In der internationalen Provinz leben 180 Brüder aus fünfzehn verschiedenen Ländern in 48 Gemeinschaften. Die Dominikanische Republik und Haiti haben sich dieses Jahr der Provinz angeschlossen. Mittlerweile bin ich in Mezquital angekommen, ungefähr fünfzehn Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Die Stadt gehört zu den ärmeren Regionen des Landes. Insgesamt besteht unsere Gemeinschaft hier aus acht Brüdern. Sie begleiten eine Pfarrei, die durch Landbesetzung entstanden ist. Mit der Zeit wurden aus Blechhütten einfache, kleine Häuser. Mezquital gilt als Einwanderungsregion. Nicht nur Guatemalteken, sondern auch Salvadorianer, Honduraner und Nicaraguaner haben sich hier niedergelassen. Vor einigen Jahren wurde der Pfarrei von einer Privatperson ein Haus zur Verfügung gestellt. Einzige Bedingung: Es sollte einem sozialen Projekt dienen. So wurde das Haus zur »Casa de los migrantes«, einer Unterkunft für Migranten. Sie gehört inzwischen zum »Franziskanischen Netzwerk für Migranten«. Dort hatte ich meine ersten, sehr bewegenden Begegnungen. Ich lernte fünf Ecuadorianer kennen, alle zwischen 25 und 30 Jahre alt, dazu zwei kleine Kinder. Sechs Wochen waren sie unterwegs gewesen Richtung USA, mit Bussen oder auch zu Fuß. 2.500 Dollar hat sie ihr Unternehmen gekostet. Auf dem langen, beschwerlichen und auch gefährlichen Weg bereicherten sich viele an ihnen: Schlepper, Polizei, kriminelle Banden. Jetzt, ohne Geld, endet ihr Traum. Sie sind gezwungen, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Nach zehn Tagen Aufenthalt in unserer Migrantenherberge holt ein Mitarbeiter der ecuadorianischen Botschaft sie ab und kümmert sich um den Rückflug. Unvergessen bleiben mir die verhärteten, enttäuschten Gesichter der Erwachsenen. Kein Wunder nach den Erlebnissen der letzten Wochen. Sie haben ein Vermögen ausgegeben – für nichts. Es mag kitschig klingen, aber als sie zum Abschied ihre Hände aus dem Bus streckten, um zu winken, musste ich mir ein paar Tränen verdrücken, so sehr hat mich dieses Bild berührt. Frank Hartmann ofm, im November 2022 MAGAZIN FÜR FRANZISKANISCHE KULTUR UND LEBENSART Die nächste Ausgabe der Zeitschrift »Franziskaner« beschäftigt sich mit dem Thema »Wohnen – Verwirklichung eines Grundrechtes«. Um die kostenlos erhältliche Zeitschrift »Franziskaner« zu beziehen, wenden Sie sich bitte an: Provinzialat der Deutschen Franziskanerprovinz Zeitschrift Franziskaner Viola Richter Telefon: 089-21126 150 · E-Mail: zeitschrift@franziskaner.de Franziskaner Winter 2022 Weitere Themen: Franziskanisch unterwegs ImWohnmobil mit Bruder Gabriel +++ Der Hunger ist zurück –Was tun? +++ Geistlicher Wegbegleiter durch der Winter www.franziskaner.de magazin für franziskanische kultur und lebensart Wohnen Verwirklichung eines Grundrechtes 34

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