Franziskaner Mission 1 | 2023

Aus allen Gegenden Boliviens haben sich Menschen hier angesiedelt, um durch den kostengünstigen Erwerb von fruchtbarem staatlichem Land ihr Glück zu versuchen. Die Menschen arbeiten hart in der Landwirtschaft oder auf dem Markt. Sie fremdeln untereinander, haben sie doch ihre ursprüngliche Heimat aufgegeben. Nun soll ihnen Kirche Heimat werden. Die alte kleine Kapelle, ein Werk von Hans Roth, dem berühmten Archi- tekten und Restaurator der alten Jesuitenkirchen in der Chiquitania, zeugt noch davon, dass San Julián früher ein kleines Dorf war. Um das Jahr 2000 wurde mit Hilfe der Franziskaner Mission und von weiteren deutschen Institutionen und Wohltätern an der Plaza eine große, sehr schöne Kirche errichtet, deren Bau den Stil der alten Missionskirchen aufnimmt und ihn in die Moderne übersetzt. Lebendige Steine Franziskanerbischof Antonio Reimann hat mir die Mission anvertraut, »alles links von der Hauptstraße« pastoral zu betreuen, also den Norden, wo es bisher noch keinerlei Präsenz der katholischen Kirche gegeben hat. Wie bildet man eine Gemeinde? »Fang einfach an!«, meinte Bischof Antonio. Gemeindeaufbau und Kirchenbau gehen im Norden von San Julián miteinander einher. Ganz im Sinne des Wortes aus dem ersten Petrusbrief: »Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen«. (1 Petr 2,5) Erst braucht es »lebendige Steine«, viele aktiv teilnehmende Gemeindemitglieder, bevor überhaupt an einen Kirchenbau zu denken ist. Materiell und finanziell gesehen ist ein physischer Bau sehr teuer, auch in Bolivien. Aber selbst ein Gemeindeaufbau San Julián im franziskanisch geprägten apostolischen Vikariat Ñuflo de Chávez hat derzeit mit seinen umliegenden Dörfern über 60.000 Einwohner. Dank eines Besiedlungsprojekts der bolivianischen Regierung in den 1980er Jahren ist der Ort schnell, zu schnell, gewachsen. Kirche wird Heimat Ein Neubau in San Julián, Bolivien TEXT: Robert Hof | FOTOS: Vikariat Ñuflo de Chávez 24 | 25

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