Franziskaner Mission 1 | 2023

Als Missionar habe ich langjährige Erfahrung bei den Nuer in Südsudan gemacht. Dort kommt es überhaupt nicht auf die Architektur von Kirchengebäuden an und es wird oft unter freiem Himmel gebetet. Beten unter freiem Himmel Beim Volksstamm Nuer in Südsudan Das Christentum entstand in Abkehr vom Tempelkult und organisierte seine Eucharistiefeiern für mehrere Jahrzehnte in gewöhnlichen Wohnhäusern. Es waren die Gläubigen als Geistträger, die dem Ort des Gebetes Sakralität verliehen. Später wurden dann Gebäude zu dem Zweck geweiht, damit sie nur für den Gottesdienst benutzt werden sollten. Und noch später entwickelte sich eine sakrale Architektur, die etwas über Gottes Herrlichkeit und sein Verhältnis zu uns Menschen ausdrücken sollte – wie der Jerusalemer Tempel. Ich weiß nicht, ob dies eine unausweichliche Entwicklung war, und will das nicht negativ bewerten. Feste Bauten haben viele Vorteile. Ich möchte nur den Horizont erweitern: Katholisches Gemeindeleben kann auch ohne geweihte Kirchen oder einen speziellen sakralen Baustil existieren. Ich habe elf Jahre bei dem Hirtenvolk der Nuer in Fangak County (Südsudan) gelebt. Das Christentum gibt es hier erst seit zwei Generationen, hauptsächlich sind es Katholiken und Presbyterianer. Viele Katholiken der ersten Generation leben noch. In vielem ähnelt diese Kultur der Hirtenkultur der Patriarchen des Alten Testamentes. Jede Sippe ist für sich selber verantwortlich. Gott wird in den Ereignissen des Lebens erkannt: TEXT UND FOTOS: Gregor Schmidt mccj 8

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