Franziskaner Mission 1 | 2023

Am 19. März des Jahres 2009 kam ich in das bolivianische Dorf mit dem schönen Namen »Unbefleckte Empfängnis Unserer Lieben Frau der allerseligsten Gottesmutter Maria von Baures«, kurz »Baures« genannt. Ich hatte meine Reisetasche noch nicht ausgepackt, da stand schon der Bürgermeister vor dem Pfarrhaus: »Willkommen, Padre, Sie sind doch Deutscher?« Ich gab das zu, da strahlte er mich an: »Dann sind Sie gekommen, um unsere Pfarrkirche neu zu bauen!« »Wie kommen Sie auf diese Idee?« »Weil der frühere Pfarrer, der Pater Dominik Mayr, auch ein Deutscher war, und der hat uns die frühere Kirche gebaut.« »Und warum gibt’s die nicht mehr?« Ich betrachtete den schlichten Kapellenbau, der da als Pfarrkirche dient: Lehmbatzenmauern, ein rostiges Blechdach drüber. Wirklich, man könnte was Besseres machen! »Die ist 1916 abgebrannt, und dann haben unsere Leute halt das da gebaut.« Es sieht schon sehr selbergemacht aus, was hier Pfarrkirche heißt. »Wir wollen unsere frühere Kirche wieder, die Missionskirche, die die Jesuiten gebaut hatten.« »Und wer soll die bauen?« »Das machen wir selbst!« An Stolz sind die Baureños, wie man sie nennt, kaum zu übertreffen. Gemeinsam Kirche bauen Ein Architekt, Bekannter unseres Bischofs, wusste etwas von einer Bleistiftzeichnung der alten Kirche im Nationalarchiv in Sucre. Und nach dieser Zeichnung fertigte er einen Entwurf für den Neubau einer »echten« Jesuiten-Missionskirche an. Nun ja, es sollte halt eine Rekonstruktion werden. Wenn das christliche Volk mitmacht. Die Fundamente steckte der Architekt einstweilen ab, das christliche Volk schaute von Ferne zu, bis unser Küster durchs Dorf lief und verriet: »Bei der Kirche hat man einen Topf mit Goldmünzen gefunden!« Da kamen die Schatzsucher eiligst mit Pickeln und Schaufeln, und im Nu, also in einer Woche, war der Fundamentgraben ausgehoben, ein Meter achtzig tief, ein Meter breit. Einen Schatz haben sie natürlich nicht gefunden. Einige Großgrundbesitzer spendeten Zement, und wer kein Geld fürs Spenden hatte, brachte Kieselsteine, Backsteinbrocken und Bauschutt in Schubkarren vorbei. Mit Spenden aus Deutschland wurden Eisenstangen für die Mauerverstrebungen gekauft, die Jesuitenbaumeister hatten noch Holzstämme in die Mauern als Stützen TEXT UND FOTOS: Georg Redelberger ofm »Lasst uns anfangen« Eine neue Kirche für Baures, Bolivien

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