Franziskaner Mission 1 | 2023

Wertvolle Anregungen zum Beginn des sogenannten Afrika-Projekts 1983 erhielt die internationale Gruppe von 29 Brüdern aus 14 Nationen im Dokument des Interfranziskanischen Missionskongresses von Mattli (1982 in Morschach, Schweiz). Darin heißt es: »Treu den Forderungen unserer Minorität suchen wir das Herz der Menschen zu gewinnen auf dem Weg des Dialoges, der gegenseitigen Achtung, des Aufeinander-Hörens, des Sich-Verstehens und -Annehmens. Wenn wir Träger der Botschaft und bestimmter Werte sind, sollen wir gleichzeitig bereit sein, die Botschaft und die Werte, die in anderen vorhanden sind, anzuerkennen. Wir sollen den Herrn verkünden, aber auch demütig auf ihn horchen, der durch alles und durch alle Brüder mit und zu uns spricht.« (Mattli 1978, Nr. 13) Afrikanische Rundhütte Modell für Kapellen und Tabernakel TEXT: Heinrich Gockel ofm | FOTOS: Augustinus Diekmann ofm Von Anfang an sprachen mit uns der Erzbischof und Kardinal von Nairobi, Maurice-Michael Otunga (1923–2003), ferner langjährige Missionare wie einheimische Katecheten. Als der Kardinal vom Plan unserer Ordensleitung hörte, Franziskaner in seine Diözese zu schicken, schrieb er erwartungsvoll nach Rom: »Ich freue mich über einen weiteren Tabernakel des Herrn vom Orden der Minderen Brüder in Nairobi.« Mit seiner Zustimmung fanden wir schnell in der Donyo Sabuk Avenue, in Nairobis Stadtteil Westlands (Kenia), in einem ehemaligen Einfamilienhaus, von englischen Siedlern in den 1940er Jahren gebaut, ein neues Zuhause. Wir hielten unsere Gebetszeiten und Gottesdienste zunächst im Wohnzimmer des Hauses, da es noch keine Kapelle mit Tabernakel gab. Vom Stall zur Garage Nach einigen Wochen entschieden wir, die existierende offene Autogarage im Hof in eine Kapelle umzuwandeln. Ein tüchtiger indischer Bauhandwerker führte geschickt den Auftrag aus mit Holzwänden, Steinen und Ziegeldach. So konnten wir nach etlichen Wochen unsere Gebetszeiten und Eucharistiefeiern in einen würdigen Gebetsraum verlegen. Conrad Chomske ofm, amerikanischer Mitbruder, schrieb daraufhin in unsere Hauschronik: »Für jemanden, der in einem Stall geboren wurde, ist selbst eine Garage ein Fortschritt!« Altartisch und Hocker waren schnell gefunden, aber der Tabernakel ließ lange auf sich warten. Ein erfahrener Holzschnitzer wollte ihn aus einem schweren Mahagoni-Baumstamm herstellen. Bei jedem Besuch in seiner Werkstatt sahen wir kleine Fortschritte: Langsam entstand eine afrikanische Rundhütte mit Tabernakel und darunter die Abendmahlszene. Immer wieder gab es Entschuldigungen und neue Versprechen. Nach Monaten war das Werk schließlich vollendet. Kräftige Brüder transportierten die schwere Tabernakelsäule mit dem Pick-up zufrieden in unsere neue Hauskapelle. Hier feierten wir dann täglich die Eucharistie mit der Hausgemeinschaft und an Wochenenden mit Schülerinnen und Schülern umliegender Gymnasien, die zu Besinnungs- oder Studientagen eingeladen wurden. Es war eine Freude, 16

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