Franziskaner Mission 1 | 2023

realisiert. Diese unterscheiden sich vor allem architektonisch von der gängigen Bauweise. Sie sind eigentlich eine Mischform. Mögliche Grundrisse dieser neuen Kirchen sind halb oval (wie die Pfarrkirche Unsere Liebe Frau von Kongo in Nyantende), kreuzförmig (wie die Pfarrkirche Herz Jesu in Kalole) und quadratisch (wie die Pfarrkirchen Selige Anuarite in Mubumbano und Heiliger Karl Lwanga in Ciriri). Bei diesen neuen Kirchen wurden Bestandteile des eigentlichen Kirchenraumes respektiert. Sie bestehen aus dem Altarraum oder dem sogenannten Heiligtum, dem Tabernakel, dem Taufbecken oder dem Baptisterium, dem Ambo, den Sedilien, den Kirchenbänken. Die Kirchenbänke sind so angeordnet, dass sich die ganze Gemeinde in dieselbe Richtung wendet, »unterwegs zum Herrn hin dem wiederkehrenden Christus entgegen«. Für alle diese angegebenen Kirchen ist der Kirchenraum als ein Weg nach vorn, zum Altar hin ausgerichtet. Gottesdienstgestaltung In der DR Kongo und insbesondere im Erzbistum Bukavu ist der Moment des Gottesdienstes ein Kairos, ein »Nichtverpassen-Moment«. Er wird hoch gefeiert. Außer in der Adventszeit und Fastenzeit sind die Lieder mit Tanz verbunden. Der höchste Moment zum Lob des Herrn sind das Glorialied und das Danksagungslied. Alle Messeteilnehmer ergreifen diese Gelegenheit, um mit Tänzen Gott zu loben und zu preisen. Ein besonderer Moment ist auch die Gabendarbringung. An den Sonntagen werden Gaben aus Natur und Landwirtschaft (Bohnen, Kartoffeln, Bananen, Tomaten) tanzend zum Altar gebracht. Die Gemeinde, die diese Gaben bringt, spricht ein paar Worte aus und bittet den Priester, ihre Gaben dem Herrn darzubringen. An nationalen und christlichen Feiertagen gibt es eine Gruppe von Kindern, die ausgebildet sind, um den Tanz im Gottesdienst zu gestalten. Das bringt eine feierliche Atmosphäre in die Heilige Messe. Bei der Gottesdienstgestaltung ist es auch bemerkenswert, dass den Mitfeiernden bewusst ist, dass Gott nicht ein fremder Gott ist. Er ist seinem Volk nahe. Wohl versteht Er Menschen und man kann Ihm mit Worten und Gesten begegnen. Die Erfahrung des neuen Kirchenbaus im Erzbistum Bukavu in den letzten zehn Jahren hat gezeigt, dass die hohe Anzahl an Gläubigen ein wesentlicher Faktor für die Gestaltung der Kirchen war. Gleichzeit haben individuelle Elemente der hier gelebten religiösen Überzeugung eine Rolle gespielt. Zusammengefasst kann man sagen, dass die sakrale Architektur in dem gewählten Zeitraum und an bestimmten Orten eine Sonderarchitektur hervorgebracht hat, die auf die heutige Wirklichkeit der Kirche und den spirituellen Bedarf der Gläubigen und der Heimatkirche beziehungsweise Lokalkirche Antwort gibt. Der Autor Marie Pascal Rushura gehört zur Franziskanerprovinz in der DR Kongo und arbeitet als Gemeindepfarrer in Bukavu, Nordostkongo. Pfarrkirche, Herz Jesu Kirche in Kalole, Erzbistum Bukavu, geweiht am 5. September 2022. Mögliche Sitzplätze: 1.545. Pfarrkirche, Unsere Liebe Frau von Kongo – Nyantende, Erzbistum Bukavu, geweiht am 25. Juli 2022. Mögliche Sitzplätze: 2.016.

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