Franziskaner Mission 1 | 2023

In meinen ersten Jahren hier in Brasilien war das Feiern der Gottesdienste unter einem großen Baum keine Seltenheit. Damals war eine einfache Baukonstruktion bereits ein großer Fortschritt. Die große Herausforderung war nun, diesen Gebetshäusern eine sakrale Schönheit zu verleihen. Im Gegensatz zu den Tempeln der Pfingstkirchen sollten für mich die katholischen Kapellen und Kirchen von ihrer Bauweise und Innengestaltung deutlich sakrale, schöne und einladende Orte des Gebets und der Gottesbegegnung sein. Der heilige Franziskus von Assisi baute und renovierte nicht nur Gebetshäuser, sondern sorgte sich vor allem auch um die Kirche, die aus »lebendigen Steinen« erbaut ist. Du warst stets, wie unser Ordensgründer, nicht nur ein guter Baumeister, sondern auch ein guter Hirte der Dir anvertrauten Menschen. Wie war es für Dich, Schwestern und Brüdern zu begegnen, die in ihrem Glauben eifrig waren, aber keine würdigen Räume hatten, ihre Gottesdienste zu feiern? Es war mir immer ein Herzensanliegen, dem Volk Gottes einen Ort zu geben, an dem sie sich Gott nahe fühlen können. Ein einzigartiger Raum für Gebet und Gottesdienst. Ich fühlte mich glücklich, wenn der Bau einer Kapelle oder Kirche abgeDas Interview mit dem Brasilienmissionar Claudius Krämer ofm führte Fábio de Sousa Barbosa ofm im Auftrag der Franziskaner Mission. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm Die von Claudius Krämer ofm renovierte und ausgestaltete Pfarrkirche von São Luís Gonzaga, Diözese Bacabal. Die großen trapez- förmigen Fenster mit Symbolen der vier Elemente stammen aus der ehemaligen Franziskanerkirche im sauerländischen Attendorn. schlossen war und wir in diesem neuen sakralen Raum gemeinsam die erste heilige Messe feiern konnten. Einige größere Gotteshäuser in Maranhão sind von Dir als sakralem Baumeister bleibend geprägt. Die Pfarrkirche von São Luís Gonzaga, in der Diözese Bacabal, ist ein schönes Beispiel. Dort hast Du ja sehr einfühlsam vier moderne Buntglasfenster aus einer ehemaligen deutschen Klosterkirche in den Bau des Gotteshauses integriert. Wie hat Dir, bei allem Einfluss aus Deiner Heimat, die Liebe zur sakralen Architektur bei Deiner Inkulturation in Nordostbrasilien geholfen? Liturgische Riten sind schön in jedem kulturellen Kontext, in Deutschland und Brasilien. Was die Gebetshäuser angeht, gibt es einige, die mich besonders glücklich und stolz gemacht haben. Heute sehe ich, dass andere sakrale Gebäude eine Verbesserung verdient hätten. Die Kapelle des Franziskanerklosters Bacabal macht mich zum Beispiel stolz. Ich höre immer wieder Komplimente für ihre Einfachheit und sakrale Schönheit. Beim Bau der Kirche von São Luís Gonzaga habe ich drei Bauskizzen entwickelt und schließlich, im Dialog mit den Gläubigen, das beste Modell ausgewählt. Erzähle uns bitte abschließend, wie Du nach Deinem langen Wirken in Brasilien und insbesondere in Maranhão und Piauí die neuen Kirchen heute siehst. Glaubst Du, dass die modernen Gotteshäuser wirklich sakrale Architektur und einladende Gebetsräume sind? Die meisten neuen Gotteshäuser wirken auf mich geschmackvoll und berücksichtigen die Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es gibt jedoch noch viel zu tun, um die Menschen für Schönheit, für sakrale Kunst zu sensibilisieren. Ich erinnere mich, dass einige Gläubige bei der Fertigstellung einer Kapelle aus Sichtziegeln sich fragten, warum das Gebäude gar nicht verputzt ist. Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch. 33

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