Im Rahmen einer Katechese-Stunde in der Pfarrei San Antonio in Santa Cruz de la Sierra hat Reinhold Brumberger ofm jungen Leuten persönliche Fragen gestellt, die sie gerne beantwortet haben. Exemplarisch wurden vier von ihnen ausgewählt; sie erzählen, wie sie die Situation junger Menschen in Bolivien erleben, berichten über ihre Familien, lassen uns teilhaben an ihren Lebensträumen und Zukunftsängsten. Idole und Gottvertrauen Bolivianische Jugendliche und ihre Vorstellung von der Zukunft FRAGEN UND FOTO: Reinhold Brumberger ofm Ich bin Luis Fernando Castro Justiniano, 20 Jahre alt. Ich helfe in der Filialkapelle Heilige Familie und studiere im 1. Jahr Architektur. Ich stamme aus einer kleinen Familie in Santa Cruz de la Sierra. Ich bin froh, dass wir als Familie zusammen sind. Das war früher nicht so. Mein Vater hat meine Mutter und uns Kinder im Stich gelassen. Er war nicht bei uns, um uns zu helfen, und vor allem hat er meine Mutter ohne ein Dach über dem Kopf zurückgelassen. Aber wir haben uns als Familie trotzdem zusammengefunden und sind heute auch ohne Vater mehr denn je vereint. Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man allein vorankommen kann: Man muss nur eine positive Einstellung haben. Man muss Lust haben, jemand im Leben zu sein. Vor allem hat sie mir beigebracht, »Gottvertrauen« zu haben und dass wir IHM für alle guten Dinge danken müssen, die durch IHN geschehen. Meine Mutter glücklich zu sehen, ist mein größter Wunsch. Denn ihretwegen lebe ich noch und gehe voran. Auch meine Großmutter möchte ich glücklich sehen, sie ist eine bewundernswerte Kämpferin. In der Zukunft sehe ich mich als erwachsenen Mann, der alle Ziele und Absichten erfüllt. Meine Mutter und Großmutter sollen sehen, dass ich Erfolg habe, und stolz auf mich sein. Ich habe aber Angst, dass ich mein Studium nicht beenden kann und dass mir alles, was ich liebe und mir von Wert ist, weggenommen wird. Mein Heimatland Bolivien ist wunderschön. Es hat tolle Landschaften und Kulturen sowie eine reiche Natur. Seine Menschen sind gastfreundlich und großzügig. Aber leider haben wir ein sehr korruptes Justizsystem, das es uns nicht erlaubt, als Bolivianer voranzukommen und zu wachsen. Hallo, ich bin Flavia Tordoya Román, ich bin 21 Jahre alt. Ich leitet eine Firmgruppe und studiere Kindergarten- Lehrerin. Ich bin eine junge Frau mit vielen Hoffnungen für die Zukunft. Wenn es Schwierigkeiten gibt, stelle ich mich ihnen und versuche, sie zu überwinden. Ich glaube an Gott und ich glaube daran, ein wertvoller und besonderer Mensch zu sein. Mein Heimatland Bolivien ist wunderschön, mit vielen Kulturen. Wir sind ein respektvolles und einladendes Volk. Ich möchte noch viel mehr über die Geschichte meines Boliviens lernen und meinem Land Respekt zeigen. Von meinen Eltern habe ich gelernt, dass Respekt und Bildung das Wichtigste sind. Sie haben mich auch gelehrt, durchzuhalten und dass Gott an erster Stelle steht. Meine Familie ist sehr religiös. Ich empfinde uns als solidarisch und voller Liebe. Mein Vater und mein Bruder ermutigen mich, wenn sie mit mir reden und mich umarmen. Gerade mein Bruder ist sehr wichtig für mich. Ich bewundere seinen Optimismus und seinen Glauben, den er an Gott und an sich selbst hat, um das zu erreichen, was er sich für sein Leben wünscht. Ich liebe seine guten Eigenschaften und er ist überhaupt nie gemein zu mir. Das ermutigt mich, selbst auch gut zu anderen zu sein. Ich möchte die Fürsorge zurückgeben, die ich erfahre, und die Dinge tun, die mir am Herzen liegen. Ich gehe gerne in die Jugendgruppe in der Gemeinde und ich liebe es, wenn meine Freunde mich zum Lachen bringen. Meine beste Freundin ist Micaela. Ich schätze ihren Rat, sie ermutigt mich, meinen Zielen zu folgen und nicht aufzugeben. Sie verurteilt mich nicht und ist nicht neidisch. Sie hört mir immer zu und schätzt mich. Ich kann alles mit ihr teilen und sie vertraut mir. Sie ist völlig aufrichtig. Sie liebt mich. Sie ist treu und wir werden immer füreinander da sein. In zehn Jahren sehe ich mich als »zweite Mutter« für viele Kinder, denn ich möchte Lehrerin werden. Ich sehe mich auch im Dienst der Kirchengemeinde und möchte den Menschen bei ihren Problemen helfen. Ich möchte dafür sorgen, dass es meinen Eltern gut geht, um ihnen alles zurückzugeben, was sie für mich getan haben. Unklarheit und der Gedanke zu versagen machen mir Angst. Ich frage mich: Womit soll ich anfangen und was sollte ich besser sein lassen? Ich bin Melissa Díaz und 17 Jahre alt. Ich leite eine Jugendgruppe in San Rafael und bin in der Abiturklasse. Ich würde mich selbst als eine starke und kämpferische Person beschreiben. Ich bin überzeugt: Ich bin in der Lage, mehr zu tun, als ich mir vorgenommen habe. Ich habe zwei beste Freundinnen. Andrea hat mich in den schlimmsten Phasen meines Lebens begleitet, ich schätze ihre Hilfe und ihr Verständnis. Mit Perla verbindet mich eine einzigartige und unvergleichliche Freundschaft. Sie ist eine fröhliche Person mit großer Begeisterung, die mich immer wieder motiviert und zum Lachen bringt. 24
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