Liebe Leserin, lieber Leser! TITEL Das Titelbild stammt aus einem franziskanischen Jugendzentrum mit Namen »Frei Galvão«, in der Pfarrei Itaporã im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Hier treffen sich regelmäßig junge Menschen vom »Movimento Paz e Bem«, einer franziskanischen Jugendbewegung. Die jungen Menschen reflektieren gemeinsam über die Schöpfung Gottes und wie sie geschützt werden kann, über Geschwisterlichkeit und Wege zu einer gerechteren Welt. Natürlich gibt es auch eine lebendige Freizeitgestaltung, um den Zusammenhalt in den Gruppen zu fördern. Glaubensleben soll auch Freude machen! Über die konkreten Aktionen der »Letzten Generation« kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Ich sehe da auch manches kritisch. Der Zweck heiligt nicht alle Mittel. Das Anliegen der Klimaaktivisten aber ist mehr als berechtigt und drängend, wenn das gemeinsame Haus der Schöpfung auch weiterhin bewohnbar bleiben soll. Nachdenklich aber macht mich noch etwas Anderes: Da haben junge Leute den Eindruck, die letzte Generation zu sein. Mit ihnen könnte alles zu Ende gehen! Sonst hat sich Jugend doch meistens als die erste Generation verstanden, mit der alles anders und besser wird und etwas Neues beginnt. In der Sicht der Älteren besteht leicht die Gefahr, »die Jugend« zu verklären oder zu verteufeln. Beides ist unangemessen. Unbeschwert ist die Jugend meistens erst im Rückblick. Aktuelle Statistiken belegen, wie sehr etwa die Sorge um die wirtschaftliche und politische Stabilität und die Umwelt oder auch die Angst vor Terror und Krieg junge Menschen belasten. Und dass früher alles besser war, stimmt schlichtweg nicht. Natür- lich stehen wir alle auf den Schultern der Generationen vor uns. Aber unsere Zukunft hängt mindestens ebenso sehr ab von den jungen Menschen, die nach uns kommen und diese Zukunft in ein paar Jahren gestalten werden. Leben geht immer vorwärts. Dabei nimmt die Schnelligkeit der Veränderungen rasant zu. Zu den Herausforderungen von morgen passen in den seltensten Fällen die Lösungen von gestern. Es sind die Berufung und das Charisma junger Leute, vorauszudenken und neue Welten zu entwerfen, bewusst kritisch zur Gegenwart und oft quer zu dem, was bisher galt. Sie können das noch! Darin steckt Mut zur Zukunft. Und diesen Mut braucht gerade eine überalterte Gesellschaft und eine überalterte Kirche. Werden Menschen hier bei uns morgen noch Christus kennen? Junge Leute haben in der kleiner werdenden Schar der Gottesdienstbesucher heute Seltenheitswert. Viele junge Muslime leben ihren Glauben überzeugter und selbstverständlicher als ihre noch christlich getauften Altersgenossen. Die Institution Kirche spielt für immer mehr Jugendliche und junge Menschen keine Rolle mehr. Unreligiös und ungläubig aber sind sie deswegen noch lange nicht. Der Einsatz für das Überleben unseres Planeten und für eine gerechtere Welt ist durchaus auch eine spirituelle Suche. Da gibt es viele Anknüpfungspunkte zum Evangelium. Nicht umsonst ist Starkmut eine Gabe des Heiligen Geistes und Hoffnung eine göttliche Tugend. »Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch«, sagt Gott beim Propheten Joel (3,1), »dann werden eure Alten Träume haben und eure Jungen haben Visionen.« Es wäre schön, wenn diese neue Ausgabe unserer Zeitschrift »Franziskaner Mission« Ihnen Mut zur Zukunft machen und zum Dialog zwischen den Generationen inspirieren würde. Herzliche Grüße P. Cornelius Bohl ofm Sekretär für Mission und Evangelisierung 3
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