Franziskaner Mission 2 | 2023

In seinem Krankenzimmer im Konvent in Teresina stand die Gitarre zuletzt in der Ecke, hoffend, sie käme nochmal zum Einsatz. Doch die Finger konnten nicht mehr so richtig. Flöte ging eine Zeitlang noch besser. Hin und wieder auch im Gottesdienst in der benachbarten Kirche São Raimundo Nonato. Mal im Rollstuhl, mal durch jemanden gestützt. Eisern dabei, es war ihm wichtig. Dann kam die Mundharmonika zum Einsatz: »Man braucht die Finger kaum und trainiert die Lunge«, hatte er mir erklärt – und ich sah, wie sich die Freude auf seinem Gesicht breitmachte. Nie habe ich ihn klagen gehört über das, was nach und nach nicht mehr ging, sich peu à peu aus seinem Leben verabschiedete. Auf erfinderische Art und Weise passte er sich seiner gesundheitlichen Situation an: Wurden aus den Sprachnachrichten, die er seit Corona täglich an so viele verschickte, eben Textnachrichten, als ihm die Stimme versagte. Impulse bis zuletzt. Es war die Aufgabe, die er sich täglich neu auferlegte. Derweil bangte ich (und so ging es sicher vielen): Welche Nachricht würde wohl die letzte sein, wann kommt nichts mehr, wann wird auch sein Handy schweigen …? »Das Leben ist schön« Abschied von Pater Adolf Temme, Brasilien TEXT: Ulrike Schwerdtfeger | FOTOS: Ulrike Schwerdtfeger und Lukas Brägelmann ofm Es ist still geworden in der Kapelle in Angelim. Schon länger hat man seine Stimme hier nur noch an ausgewählten Tagen gehört. Wenn ihn jemand aus der Innenstadt herausgefahren hat. Lange hatte Adolf Temme gehofft, nochmal für länger in seiner geliebten Einsiedelei, dem Eremitério, sein zu können, ansprechbar für die Menschen, die ihn so oft aufgesucht haben. 32

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