Braucht ein Leben in der »Freiheit der Kinder Gottes« Regeln? Braucht ein Leben nach dem Evangelium, wie es Franz von Assisi ins Auge gefasst hatte, eine Ordensregel? Wie verhielt sich Jesus zu Regeln und Gesetzen? Wo dienen Regeln dem Leben, wo behindern sie es? Ohne Regeln geht gar nichts, weder in Familien, Kindertagesstätten, Schule und Sport noch in Politik und Wirtschaft. Und auch nicht in den Kirchen und Religionsgemeinschaften. Demokratisch aufgestellte Regeln bewirken größtmögliche Freiheit und schützen sie. Freilich können Regeln auch zum Korsett werden. Die Bürokratie beherrscht viele Bereiche des Lebens, das Regeldickicht wird immer undurchdringlicher. Online-Banking, Steuererklärung, Hausordnung, Bezahlmodi – im Grunde ist alles von Regeln durchsetzt und manchmal möchte man einfach nur resignieren. Jeden Tag müssen wir mit zahllosen – geschriebenen und ungeschriebenen – Regeln zurechtkommen. Wandelbar und verhandelbar Wenn Regelwerke erstarren, dann müssen sie neu durchdacht werden. Jugendliche befreien sich – mehr oder weniger geräuschvoll – von den Regeln ihrer Herkunftsfamilie und (er)finden eigene Regeln für ihr Leben. Das gehört wesentlich zum Reifungsprozess eines Menschen. Regeln können auch unmenschlich sein. Die Weltgeschichte, aber auch unsere Gegenwart zeigt tausendfach, wie die Macht der Diktaturen und der Mechanismus von Unterdrückung durch Gesetze funktioniert. Normalerweise begründen solche Systeme selbst unmenschliche Regulierungen mit dem Argument der Sicherheit. Zum Glück (manchmal auch zum Unglück) ist der Freiheitsdrang der Spezies Mensch unendlich TEXT: Ricarda Moufang und Helmut Schlegel ofm | FOTO: Lukas Brägelmann ofm Finde deinen Weg … Zwischen Regeln und Freiheit 10
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