denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze.« Damit macht Jesus zum einen deutlich, wer die bevorzugten Adressaten seiner Frohen Botschaft, des Evangeliums, sind: die »Armen«. Wir würden heute vielleicht auch sagen, jene, die von der Gesellschaft ausgegrenzt sind und diskriminiert werden. Bei den Vereinten Nationen spricht man oft auch von jenen, die besonders verletzlich und verwundbar sind. Zum anderen macht Jesus deutlich, worin diese frohe Botschaft besteht: Entlassung für die Gefangenen, Augenlicht für die Blinden, Freiheit für die Zerschlagenen. Weiterhin macht Jesus deutlich, dass sich dieses Evangelium, diese Frohe Botschaft »heute« ereignet. Heute, das heißt im Leben und Wirken Jesu. Heute, das war auch das Heute in der Zeit von Franziskus und Klara. In deren Wirken und Leben ereignete sich das Evangelium. Und das Heute ist eben auch im Heute, in unseren Tagen. Überall dort, wo wir das Evangelium verkünden in Wort und Tat. Engagement für Frieden Die Auflistung der Beispiele in Jesu Rede, beziehungsweise auch in der Rede des Propheten Jesaja, ist nur exemplarisch für alle möglichen Arten und Weisen, für Gerechtigkeit und gegen Ausgrenzung einzutreten. Sicherlich können wir sagen, es sind Beispiele, die für die gesamte Liste der Menschenrechte stehen. So ereignet sich auch in der Verteidigung der Menschenrechte und der Menschenwürde durch die Arbeit der Vereinten Nationen sowie der unzähligen Menschenrechtsorganisationen das Heute des Evangeliums. Darum sehen wir dies als unsere Pflicht und als eine Weise, unsere franziskanische Berufung zu leben: die Verteidigung der Menschenrechte bei den Vereinten Nationen. Als sich die franziskanische Familie Mitte der 1980er Jahre entschied, sich bei den Vereinten Nationen zu engagieren und den Antrag auf Akkreditierung stellte, sagte Robert Muller, der damalige Assistent des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Javier Pérez de Cuéllar: »Warum haben Sie so lange dazu gebraucht. Wir haben auf Sie gewartet.« Und der frühere Generalminister der Franziskaner und derzeitige Präsident des Internationalen Vorstandes von Franciscans International (FI), Michael Perry ofm, sagte aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums von FI: »Die in der Gründungsurkunde der Vereinten Nationen verankerten Grundwerte spiegeln das Engagement von Franziskus und Klara für Frieden, für die Armen und den Planeten wider. Ein Engagement, das uns in die Pflicht nimmt.« Es ist also mehr als nur das Datum, das diese beiden grundlegenden Regeltexte in die Nähe zueinander rückt. Es ist die grundlegende Botschaft und Mission: das Evangelium zu verkünden durch die Verteidigung der Menschenwürde und Menschenrechte. Mögen diese beiden Jubiläen uns von Neuem motivieren und inspirieren. Der Autor Markus Heinze gehört zur Deutschen Franziskanerprovinz und ist seit 2015 Geschäftsführer von »Franciscans International« mit Sitz in der Schweiz. Die philippinische Schwester Crescencia Lucero SFIC gehörte zur Kongregation der Franciscan Sisters of the Immaculate Conception. Sie war eine mutige, engagierte Kämpferin für Gerechtigkeit und Frieden sowie langjährige Partnerin von Franciscans International. Im Mai 2019 ist sie gestorben. Daniel Rodriguez Blanco ofm, Leiter des Büros für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der OFM, während einer Sitzung der Vereinten Nationen in Genf 17
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