Franziskaner Mission 3 | 2023

leben. Am Ende verfügt der Novize über Gewohnheiten und Einstellungen, die für das franziskanische Leben fundamental sind. Für mich ist es wichtig zu betonen, dass die Erfahrung des Lernens der Regel während des Noviziats nur der Anfang eines Prozesses ist, der ein Leben lang andauert. Nach dem Noviziat studiert der Mitbruder weiter und verbessert sein Verständnis der Regel, um sie in einer immer intensiveren Weise in die Praxis zu integrieren. Die franziskanische Regel einer neuen Generation beizubringen, ist eine wichtige Aufgabe, um die franziskanischen Traditionen und Grundwerte zu bewahren. Aber bei der Vermittlung der Regel geht es nicht nur um die Weitergabe von theoretischem Wissen, sondern vor allem darum, in der Praxis zu zeigen, wie man sie heute leben kann. Das ist die große Herausforderung für den Ausbilder, der die franziskanische Regel unterrichtet. Aus diesem Grund ist es wichtig, neben dem intellektuellen Wissen auch die spirituelle Praxis auf der Grundlage der Regel zu fördern, und zwar Gebet, Meditation, Reflexion und andere Praktiken der franziskanischen Spiritualität. Wertvolles Wachstum Durch seine Erfahrung kann der Ausbilder neuen Mitgliedern helfen, konkrete Wege zu finden, die franziskanische Regel zu leben. Im Prozess der Ausbildung zum Ordensleben ist die Beziehung der persönlichen und gemeinschaftlichen Begleitung zwischen Ausbilder und Auszubildenden wertvoll für das Wachstum und die Entwicklung der neuen Mitbrüder. Es ist wichtig, die Strategien an die Bedürfnisse und Eigenschaften der neuen Generationen anzupassen, immer mit dem Ziel, ein tiefes Verständnis der franziskanischen Regel für die heutige Zeit zu entwickeln. Anders formuliert: Das Noviziat ist eine Phase der Orientierung, in der der Novize die Möglichkeit hat, das franziskanische Ordensleben zu erleben und darüber nachzudenken. Der junge Mann wird von einem qualifizierten Meister im Studium der franziskanischen Spiritualität, bei der Praxis des Gebets, bei der Reflexion religiöser Gelübde (Armut, Keuschheit und Gehor- sam) und bei der Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten geleitet. Während dieser Zeit hat der Novize auch die Möglichkeit, sich in der Seelsorge und im Gemeindedienst zu engagieren. Er nimmt auch an spirituellen Exerzitien und an dem vorgeschlagenen Ausbildungsprogramm teil. Diese Ausbildungszeit dauert ein bis zwei Jahre. Am Ende des Noviziats kann der Novize die »zeitliche Profess« (das erste Ordensgelübde) ablegen und seine Ausbildung als zeitliches Mitglied des Franziskanerordens fortsetzen. Derjenige, der die zeitlichen Gelübde ablegt, setzt seine franziskanische Ausbildung durch die vorgeschlagene akademische Ausbildung mit dem Studium der Philosophie und Theologie im Hinblick auf die feierliche Profess und die Priesterweihe fort. Das Erlernen der franziskanischen Regel findet unter anderem durch das Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten im Noviziatshaus statt. All diese Erfahrungen, die im franziskanischen Orden gelernt und im Alltag praktiziert werden, gelten auch für diejenige, die später doch andere Lebenswege suchen und sich am Ende nicht für im- mer dem Orden anschließen möchten (siehe Artikel von Marcelo Igor de Sousa, Seite 14–15). Der Autor Valdemir Nelo Rufino ist brasilianischer Franziskaner und seit 2009 Franziskanerpriester. Er arbeitet seit fünf Jahren im Ausbildungsteam des franziskanischen Noviziats von Catalão, Goiás, Brasilien. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Eurico Alves da Silva ofm Aktuelle Gruppe von Novizen des Noviziats der Franziskaner mit dem Ausbildungsteam in Catalão Habite der neuen Novizen 24 | 25

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