Franziskaner Mission 3 | 2023

Namibia und Südafrika erlebten viele Jahre die Kolonialzeit und das Apartheid-System, die Trennung zwischen der schwarzen Mehrheit und der weißen Minderheit. Nach einer Phase der Verständigung endete schließlich 1994 die Apartheid mit einem demokratischen Regierungswechsel, bei dem Nelson Mandela der erste schwarze Präsident Südafrikas wurde. Das Pro- gramm »Heilung von Erinnerungen« hilft betroffenen Menschen beider Länder auf dem Weg der Heilung alter Wunden. Es gibt zum Beispiel mehrtägige Workshops, in denen Betroffene ihre Erfahrungen schildern. Immer wieder bekommen wir Rückmeldung, wie sehr unser Angebot den Menschen hilft. Frieden und Versöhnung in Afrika Erinnern hilft beim Heilen alter Wunden Stiofan und seine Mitstreiter, die ebenfalls überlebt haben, werde ich zu unserer »Healing-of-Memories-Family« in Namibia einladen. Wenn ich in das Land der Tapferen – nach Namibia – im September 2023 zurückkehre, werde ich ihn treffen und auf unserer Reise der Heilung begleiten. Wunden der Südafrikaner Von Namibia aus haben wir uns auch an Menschen in Südafrika, im VaalDreieck, südlich von Johannesburg, gewandt: Sie hatten ebenfalls unter der Apartheid gelitten. Über unsere Franziskaner, die dort seit vielen Jahren arbeiten, haben wir ihnen das Programm »Heilung von Erinnerungen« Kürzlich erhielt ich eine E-Mail von einem Mann, der während des namibischen Befreiungskampfes, der am 21. März 1990 mit der Unabhängigkeit von Südafrika endete, jahrelang in Gefäng- nissen verbracht hatte. Vicky, eine unserer Mitarbeiterinnen, die selbst zur gleichen Zeit fünf Jahre inhaftiert war, hatte ihn an mich verwiesen. Ich nenne diesen Mann Stiofan. Er schrieb: »Durch die Gnade Gottes habe ich die Kerkerhaft überlebt. Jetzt, mit 69 Jahren, verfolgen mich aber immer noch Szenen der Menschen, die brutal gefoltert, verstümmelt und getötet wurden. Ich danke Ihnen, dass Sie auf der Seite derer stehen, die misshandelt und gedemütigt wurden.« angeboten. Dank Franziskanerbruder Sidney Daniels konnte das Programm dort durchgeführt werden. Vor einiger Zeit ließ die Irische Botschaft in Südafrika einen Dokumentarfilm produzieren mit dem Titel: »Armut, Ehelosigkeit und (Un-)Gehorsam – eine Geschichte der irischen Missionare in Südafrika.« Dazu schreibt Günther Simmermacher im katholischen Magazin für das südliche Afrika »Das Kreuz des Südens«: »Laut Richard ›Bricks‹ Mokolo aus Sebokeng, einem ehemaligen Aktivisten, der bewegend seine in der Haft erlittenen Folterungen schildert, haben sich irische Missionare in den afrikanischen Gemeinden vollständig in die Kultur des Volkes integriert.« Richard war einer der 28 Teilnehmenden, die im November 2022 am Workshop »Heilung von Erinnerungen« im Exerzitienhaus La Verna im Vaal teilgenommen hatten. Anschließend besuchte er Ende Mai dieses Jahres den Fortbildungskurs in Kapstadt, geleitet vom Gründer des Programms, Pater Michael Lapsley, einem anglikanischen Priester. Auch Siphelele Gwanisheni, Franziskanerprovinzial von Südafrika, nahm an diesem Kurs teil. Weitere Workshops im Vaal sind geplant, da sich mehr Menschen dort dieser Reise der Heilung anschließen möchten. TEXT: Edward Lennon ofm | FOTOS: Lizette Louis Bearbeitung traumatischer und belastender Erfahrungen in einer Gruppensitzung 30

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=