Franziskaner Mission 3 | 2023

Dunkles Kapitel Zurück nach Namibia: Hier verpflichten wir uns, alle Menschen zu erreichen, die in irgendeiner Weise vom Befreiungskampf betroffen waren, und wenden uns an die Nachkommen derer, die den Völkermord vor über 100 Jahren erlitten haben. Die Brutalitäten der Vergangenheit wirken in der namibischen Gesellschaft bis heute nach. Es gab Verhandlungen zwischen der namibischen und deutschen Regierung, um dieses dunkle Kapitel der Geschichte des Landes zu bewältigen. Verantwortliche Sprecher der ethnischen Herero- und Nama-Gemeinschaften waren jedoch mit der Art und Weise der Verhandlungen und mit den Ergebnissen dieser Gespräche nicht zufrieden. Der kürzlich in deutschen Kinos gezeigte Spielfilm »Der vermessene Mensch« handelt von einem jungen Berliner Ethnologen. Er war beteiligt an der angeblich wissenschaftlichen Erforschung afrikanischer Schädel, die die Überlegenheit der Europäer über andere Rassen beweisen sollte. Er wurde auch Zeuge des Völkermords an den Volksgruppen der Herero und Nama zwischen den Jahren 1904 bis 1907. Ida Hoffmann, Mitglied unserer namibischen »Healing-of-MemoriesFamily«, stand dem Filmproduzenten als Beraterin zur Seite. Sie selbst ist Nachfahrin einer Nama-Familie, die Der Autor Edward Lennon ist irischer Franziskaner, hat seit 2004 als Pfarrer in WindhoekKatutura gearbeitet und koordiniert zurzeit das franziskanische Programm »Heilung von Erinnerungen« in Namibia und Südafrika. Übersetzung aus dem Englischen: Heinrich Gockel ofm Gemeinsames Gebet zum Gedenken an die Apartheidopfer unter dem Völkermord gelitten hat. Als Mitglied des »Nama-Genocide-Technical-Committee« war sie mehrmals in Deutschland und konnte einige Schädel ihrer Vorfahren, die sich in deutschen Museen befanden, nach Namibia zurückbringen. Gemeinsam mit Ida trafen wir Namibias Vizepräsidenten Nangolo Mbumba. Er schlug ein Treffen mit den verantwortlichen Sprechern der Herero und Nama vor und bat uns, als Vertreter unseres Programms teilzunehmen. Ferner bat er Ida, einen Vortrag vorzubereiten über Versöhnung und Heilung der Wunden der Vergangenheit. Garten der Erinnerung Darüber hinaus hofft Ida, in Keetmanshoop, im Zentrum Südnamibias, einen Gedenkgarten anlegen zu können, der an alle vom damaligen Völkermord betroffenen Menschen erinnern soll. Sie möchte den Besuchern dieses heiligen Gartens ebenfalls unsere Workshops anbieten. Wir trafen auch eine unserer Sprecherinnen, Lizette Louis, die weiterhin mit dem Deutsch-Namibier Anton Van Wietersheim Kontakt pflegt. Er ist aktives Mitglied des Forums deutschsprachiger Namibier und ist bereit, an unserem Programm teilzunehmen. Über viele Jahre ist er bereits dabei, Brücken der Verständigung und Versöhnung mit Vertretern der Herero und Nama zu bauen. Unter unseren Moderatoren haben wir zwei Mitglieder einer Gruppe, die als Baster (Afrikaans für »Bastard«) bekannt ist: Sie sind Namibier, die Nachkommen von Deutschen und Nama oder farbigen Namibiern sind. 1994 zählten sie 39.000 Menschen und machten etwa 2,5 Prozent der namibischen Bevölkerung aus. Ihre Vertreter, Christina Nel und Andrea Diergaardt, möchten ebenfalls am Weg der Heilung und Versöhnung teilnehmen. Unsere Hoffnungen und Visionen haben wir den Botschaftern Deutschlands und Irlands in Namibia vorgetragen. Beide sind bereit, unser Projekt zu unterstützen. Wir hoffen auch auf die Unterstützung der Leserinnen und Leser der »Franziskaner Mission« in Deutschland, um unser franziskanisches VersöhnungsProgramm durchführen zu können. Indem wir unsere Mission fortsetzen, tun wir unser Bestes, um das Evangelium Jesu Christi zu verbreiten. 31

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