Franziskaner Mission 3 | 2023

Es ist fünf Uhr morgens. Die Sonne ist schon aufgegangen, Dunst liegt über dem Ort. Irgendwo kräht ein Hahn. In der Kirche der Franziskaner in Cu Lao Gieng im Mekong-Delta im Süden Vietnams stimmen die vier Mitbrüder des Konvents den Hymnus des Morgengebets an. Ohne den frischen Wind der sechs Ventilatoren wäre die stickig warme Luft in dem Gemäuer schon jetzt schwer zu ertragen. Schon in wenigen Stunden wird es unerträglich heiß und feucht sein, so dass die Kleidung am Körper klebt. Das rhythmisch melodische Gebet der Brüder erfüllt den schwach erleuchteten Kirchenraum. Ich verstehe kein Wort, doch das macht nichts. Die Worte klingen harmonisch und erheben die Seele. Ich genieße die Ruhe des frühen Morgens. Draußen auf den Hauptstraßen werden später Tausende von Mopeds umherfahren und für einen konstanten Verkehrslärm sorgen. Ich vermute, von den rund 90 Millionen Vietnamesen haben die Hälfte ein Moped. Kein Wunder, dass die meisten Menschen in Vietnam den Tag sehr früh beginnen, wenn es noch etwas frischer ist und es ruhiger zugeht. Morgens um fünf ist die Welt noch in Ordnung. Die Franziskaner in Cu Lao Gieng leben in einem ehemaligen Seminar- und Ausbildungshaus der Diözese und kümmern sich um die Seelsorge in der Region. Ein medizinisch geschulter Mitbruder hat zudem eine kleine dermatologische Ambulanz, in der er tagtäglich Menschen aus der näheren Umgebung empfängt und mit relativ einfachen Mitteln ihre Hautkrankheiten behandelt. Auf dem Friedhof im Garten sind nicht nur die ersten Bischöfe der noch jungen Diözese beerdigt, sondern »Morgens um fünf ist die Welt noch in Ordnung« Impressionen einer Projektreise in Vietnam TEXT: Markus Fuhrmann ofm | FOTOS: Chi Thien Vu ofm Zwei Wochen lang bereiste ich gemeinsam mit Bruder Chi Thien Vu und Provinzial John of God die vietnamesische Franziskanerprovinz. Zahlreiche Niederlassungen und Projektorte besuchten wir in diesen Tagen und erlebten das vielfältige Engagement der Mitbrüder in einer der nachwuchsstärksten Provinzen des Ordens. Verkehrschaos in Ho-Chi-Minh Stadt (früher: Saigon) auch einige Mitbrüder. Die Verbundenheit mit den Verstorbenen und deren Ehrung spielt nicht nur für unsere Mitbrüder, sondern für alle Menschen, mit denen wir im Laufe der Tage ins Gespräch kommen, eine große Rolle. Zwei Wochen lang absolvieren Chi Thien und ich ein recht strammes Programm. Begleitet von John of God, dem Provinzial der vietnamesischen Provinz, besuchen wir jeden Tag mindestens vier verschiedene Niederlassungen, Missionsstationen oder Projektorte der Provinz. An den verschiedenen Orten werden wir in der Regel freudig begrüßt. Bruder John nutzt die Begleitung unserer Projektreise, um auch selbst zu schauen, was und wie es in den verschiedenen Häusern läuft. Begegnung und Austausch mit einem Schüler des Internats in Podo in Sa Thay, Kon Tum.

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