Franziskaner Mission 4 | 2023

So wie die Hirten ohne zu zögern alles zurückließen, um das zu sehen, was der Engel ihnen kundgetan hat, hörten auch wir drei, Matthis, Lilian und ich, den Ruf zum Austausch, zum Gespräch, zum Unterstützen und Solidarisieren. So entschieden wir uns für ein Auslandsjahr im Rahmen des franziskanischen Hilfswerkes »Franziskaner helfen«. Nach unserer Entsendung in Bonn machten wir uns auf die Reise in unser »Betlehem«: Santo Domingo de los Colorados. Unsere »Krippe« war das von Franziskanern geleitete Projekt »Alegría de vivir« (Lebensfreude), eine soziale Einrichtung, eng gekoppelt mit der benachbarten Franziskanerpfarrei. Mit dem Bild einer Krippe verbinde ich Beheimatung, Bleibe und besonders offene Arme. Genau dies wird bei »Alegría de vivir« verwirklicht. Das Projekt verfügt über einen Kindergarten, eine Hausaufgabenbetreuung, ein Projekt für Menschen mit geistiger und körperlicher Einschränkung sowie ein Projekt für Senioren. Wir drei »franziskanische Hirten« haben also alle Hände voll zu tun und packen gerne an. Strahlende Gesichter Um 7:30 Uhr beginnt der Tag im Centro. Zusammen mit den anderen acht Kindergärtnerinnen werden die rund 30 Kinder liebevoll mit »Hola mi amor« begrüßt. Lilian hilft beim Füttern der kleinen Kinder, lernt mit ihnen Farben und Lieder und spielt mit ihnen, bis sie sie mittags zum Schlafen ins Bett bringt. »Auch wenn ich oft erschöpft in der Mittagspause zurück in mein Zimmer komme, bin ich dankbar für die Möglichkeit mit anzupacken und in fröhliche Gesichter der Kinder und ihrer Eltern zu schauen«, erzählt mir Lilian freudestrahlend. Währenddessen arbeiten Matthis und ich im Projekt für Menschen mit Einschränkungen. Nach der Morgenbesprechung im Büro mit den sieben Mitarbeitern machen wir uns jeweils mit einem Kollegen auf den Weg zu den Häusern unserer Projektteilnehmer – meistens zu Fuß, manchmal zu zweit auf einem Motorrad. »Motivation für unsere Arbeit gibt uns das, was uns hinter den Türen erwartet: Menschen, die auf uns warten, die lachen und die sich freuen, dass wir da TEXT: Pascal Schwarz |FOTO: privat Das Licht der Krippe Geborgenheit schenken Gemeinschaftserfahrung als gegenseitige kulturelle Bereicherung sind«, sagt Matthis. Von dem fröhlichen Empfang wird man so manchen Morgen überrumpelt. Nach einem kleinen Plausch mit unseren Freunden und deren Familienangehörigen bearbeiten wir Aufgaben in Mathematik, Sprache oder Kunst, oder wir machen kleine Sportübungen. Unseren SchützKRIPPE Krippe sein heißt, Geborgenheit zu schenken. »Lasst uns nach Betlehem gehen und sehen, was geschehen ist und was der Herr uns kundgetan hat.« (Lk 2,15). Wir lesen diesen Vers aus dem Lukasevangelium nicht nur zur Weihnachtszeit. Er war auch ein Gedanke von uns drei franziskanischen Freiwilligen vor unserer Abreise nach Ecuador in Lateinamerika. 10

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