Franziskaner Mission 4 | 2023

Amuthaire Evelyn (37) gehört zum Volk der Munyankore in Uganda und ist Mitglied der katholischen Gemeinde in Katooma, fünf Kilometer von Rushooka entfernt. Das Foto zeigt sie mit ihrem zweitgeborenen Jungen, geboren am 31. August 2023 im »Mother Francisca Lechner Gesundheitszentrum« in Rushooka. Im Folgenden erzählt sie ihre Geschichte als Teenagermutter. »Auf Bitte von Schwester Flora erzähle ich mein Erlebnis mit meinem erstgeborenen Kind. Zunächst möchte ich Gott danken, dass er mir ein barmherziger Vater ist: Es gab Momente in meinem Leben, in denen ich mir nichts anderes wünschte als den Tod. Aber Gott zeigte mir immer Auswege durch hilfsbereite Menschen. In der Schule wurde ich von einem mir unbekannten Mann vergewaltigt. Ich kann nicht in Worte fassen, wie alles geschah. Als Folge bekam ich nicht nur ein Baby, sondern auch das HIV-Virus. Als mir klar wurde, dass ich vielleicht schwanger geworden war, ging ich in die Klinik zum Schwangerschaftstest, der sich als positiv herausstellte. Danach war ich sehr verwirrt: Denn ich war noch sehr jung, und meine arme Familie hatte mit Kosten für Schulgebühren, Schulkleidung und tägliche Nahrung zu kämpfen. Da es ein Kind eines unbekannten Mannes war, dachte ich zunächst an eine Abtreibung. Denn ein Kind ohne Vater zu haben, wäre eine Schande für mich, für das Kind und auch für meine Familie. Im Dorf würde ich wegen der Schwangerschaft als Sünderin angesehen. Wie sollte es weitergehen? Kraft im Gebet Ich entschloss mich, das Geschehene meiner kranken Mutter anzuvertrauen. Sie ist Diabetikerin und leidet unter Bluthochdruck. Als sie mich hoffnungsvoll anschaute, spürte ich die Kraft Gottes durch die Gebete meiner Seelsorger. Als ich begann, ihr die Geschichte zu erzählen, hob sie mich vom Boden auf, wo ich kniete, umarmte mich, und wir beide weinten zusammen. Sie sagte: ›Das Leben ist ein Geschenk Gottes, dieses Kind ist unschuldig und niemand hat das Recht, es zu töten.‹ Sofort wurde ich getröstet. Dann sagte sie mir, ich solle eine Geburtsklinik besuchen, was für jede schwangere Mutter Pflicht ist. Ich akzeptierte ihren Rat. Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam zum Mother Francisca Lechner Gesundheitszentrum nach Rushooka. Nach der Gesundheitsaufklärung durch die Hebamme willigte ich in alle Routineuntersuchungen ein. Das Ergebnis: HIV-positiv. Meine Tränen flossen, denn ich wusste: Schuld war die Vergewaltigung. Wieder tröstete mich meine Mutter und sagte: ›Liebe Tochter, Du hast es nicht gesucht! Gott ist mit Dir und dem Baby: Hab keine Angst, ihr seid in Eurem Zuhause, lasst uns gemeinsam kämpfen!‹ Für mich war dies die Stimme Gottes: Mit ihrer Ermutigung meldete ich mich für die Routinemedikation an, die ich bis zu meinem Tod nehmen muss. Während meiner Schwangerschaft habe ich gekämpft und mich gefragt: Wird auch mein Kind das Virus bekommen? Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber ich fand Kraft im Gebet. Gemeindemitglieder besuchten mich regelmäßig. Und ich versuchte, Hoffnung stärken Erinnerungen einer Mutter alle Ratschläge des medizinischen Personals hinsichtlich Medikamenteneinnahme, vorgeburtlicher Untersuchungen und Ernährung zu befolgen. Während der Schwangerschaft machte ich mir viele Sorgen: Um die Gesundheit meines Babys, die richtige Ernährung (wegen täglicher Einnahme von Medikamenten), Kleidung fürs Baby, die Bezahlung der Krankenhausrechnungen, ferner um die Zukunft des Kindes mit einem unbekannten Vater. Außerdem fragte ich mich: Wer wird mich heiraten wollen, da ich HIV-positiv bin? Ich hatte Angst, auch Familienmitglieder mit dem Virus anstecken zu können. Während meine Schwangerschaft waren Tränen an der Tagesordnung. Aber Gott stand mir zur Seite mit meiner Mutter und hilfsbereiten Menschen aus der Gemeinde. Gott wird sorgen Es kam die Zeit der Geburt: Ich wurde angewiesen, sobald die Wehen einsetzen, das Medikament Nevirapin einzunehmen. Die Klinik hatte mir die Tabletten als Prophylaxe verschrieben, um das Baby während des Entbindungsprozesses nicht zu infizieren. Ich nahm die Tablette, kam schnell ins Krankenhaus, und sofort kümmerte sich die Hebamme um mich. Ich schilderte Schwester Marlene Webler fdc, Leiterin des Gesundheitszentrums, die Armut meiner Eltern und sie beschwichtigte mich: ›Mach Dir keine Sorgen wegen NIEDERSCHRIFT UND FOTOS: Flora Okuda fdc MARIA 12

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