Männern, die zu Hirten werden und das, was sie haben, teilen. Gemeinsam wird Zukunft gestaltet. Neues Hospitalschiff Eines Tages, die Franziskaner hatten schon das Krankenhaus in Óbidos übernommen, war Frei Francisco wieder zu Besuch und wir saßen auf der Terrasse des Franziskanerklosters und schauten auf den Amazonas. An diesem Spätnachmittag, die Sonne neigte sich schon, unterhielten wir beide uns über dies und das. Auf einmal fragte Frei Francisco: »Welche Sorgen hast Du?« Und meine Antwort war: »Es gibt so viele kranke Menschen, die in ihren Häusern an den Flussufern leben und die Hoffnung aufgegeben haben, da sie keine Möglichkeit haben, ärztliche oder medizinische Betreuung zu finden!« Das Gespräch vertiefte sich und drehte sich um die Sorgen dieser Menschen. Wie können wir uns denn um diese Menschen kümmern? Langsam entstand die Idee eines Hospitalschiffs. Wenn schon die Patienten nicht zum Krankenhaus kommen können, warum machen wir es denn nicht einfach umgekehrt? Dann kommt eben das Krankenhaus zu den Patienten. Das Teilen dieser Idee und die Sorge um die Menschen, motivierte wieder viele andere, die sich mit diesem neuen Projekt des Krankenhausschiffes identifizierten und uns halfen, die Idee konkret umzusetzen. Im August 2019 konnte das Krankenhausschiff »Papa Francisco – Papst Franziskus« mit seiner Arbeit beginnen. Mittlerweile wurden schon über 80 Ex- peditionen mit über 400.000 Behandlungen durchgeführt. Die Arbeit konnte auf insgesamt 17 große Landkreise aus- geweitet werden. Ärztliches und medizinisches Fachpersonal beteiligt sich durch einen Freiwilligendienst und verwirklichen so eine wundervolle Arbeit. Immer mehr Menschen unterstützen dieses so einzigartige Projekt mit Spenden. Patienten, die auf jahrelange Behandlung und Heilung gewartet haben, erfahren, dass sie wahrgenommen und anerkannt werden. Die Nachfrage ist sehr groß. Das Schiff gehört zu den größ- ten Hospitalschiffen weltweit und ist in Brasilien das einzige mit einem Operationssaal. Deshalb sollen bald zwei weitere Schiffe mit den Namen »Papa São João Paulo II« und »Papa São João XXIII« am Amazonasdelta und im Bundesstaat Amazonas eingesetzt werden. Der Hirte ist mittendrin im Ge- schehen der Menschwerdung Gottes. Neues Leben wird geboren aus der Sorge um die Menschen und aus dem Teilen vieler Menschen, die sich verbunden fühlen mit dem Volk Gottes im Amazonasgebiet. Die Geburt Christi passiert durch diese vielen großen und Der Autor Dom Johannes Bernardo Bahlmann stammt aus dem oldenburgi- schen Visbek und ist in São Paulo in den Franziskanerorden eingetreten. 2009 hat ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Óbidos ernannt, geographisch eine der größten Diözesen der Welt. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet: »A todos vida plena – Allen Leben in Fülle«. kleinen Wunder des Lebens, auch in der heutigen Zeit. Ganz konkret wird die Krippenerfahrung, wenn es wie vor kurzem passiert, als zwei Kinder auf dem Schiff »Papa Francisco« geboren wurden. Das Weihnachtsgeschehen wird konkret, auch heute noch, in unserer Welt am Amazonas – und die Hirten sind mittendrin. 21
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