TEXT UND FOTOS: Chi Thien Vu ofm Bewohner und Betreuer in der franziskanischen Einrichtung für psychisch Beeinträchtigte in Can Tho’, Südvietnam STALL Vietnam ist traditionell ein Agrarland und durchlebt zur Zeit einen rasanten industriellen Wandel. Da es auf dem Land keine Zukunft für die Menschen gibt, verlassen insbesondere junge Menschen ihre Familien und gehen in Großstädte, um dort in großen Firmen eine Arbeit zu finden. Die Jugendlichen haben keine Kenntnisse über das Leben in einer großen Stadt. Sie stehen hilflos vor einer völlig neuen Situation mit vielen Problemen. So wird die Flucht vom Land in die Großstadt für viele ein Abenteuer, das in vielen Fällen zu mehr Armut und Aussichtslosigkeit führt und letztlich auch zur Obdachlosigkeit. In Vietnam wachsen in den Großstädten, wie Hanoi, Đà Nang und Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon), Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden. Man könnte meinen, dass es ausreichend Wohnraum gibt. Dies ist aber ein Trugschluss, denn nur die Mittelschicht kann solch eine Wohnung bauen oder kaufen. Die Ärmeren erhalten nur einzelne Schlafplätze oder Räume, die von der Mittelschicht an sie vermietet werden. Oft schlafen sie in nur sehr engen Zimmern, obwohl anhand verfügbarer amtlicher Zahlen der Regierung jeder Person rund 21 Quadratmeter zur Verfügung stehen sollen. So bleibt Wohnraum nur ein leeres Versprechen, das sich auch in Zukunft nicht zum Positiven ändern wird. Dem Befehl des Kaisers Augustus folgend, ging Josef mit seiner Verlobten Maria zu einer Volkszählung in seine Heimatstadt. Von Armut und AussichtsOb arm oder krank: Viele Menschen in Vietnam haben kein Zuhause. Das betrifft zum Beispiel junge Menschen, Straßenkinder oder auch psychisch Kranke. Wir Franziskaner versuchen, ihnen eine Herberge, ein Obdach, ein Zuhause zu geben. Menschen aufnehmen Obdach für Arme und Kranke in Vietnam losigkeit angetrieben, ziehen heute junge Menschen in die Großstädte, um dort Arbeit zu finden und ihre Familien ernähren zu können. Dies sind zwei Aufbrüche von Familien mit gleicher Intention, die in ein identisches Ende führen, nämlich in die Verelendung, oder, von biblischer Seite her gesehen, zum Heil der Menschen. Aber es bleibt die Frage, inwiefern die Geburt Jesu in einem Stall, der für Tiere bestimmt ist, ein Heil für 26
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