Franziskaner Mission 4 | 2023

Die wertvollste Quelle für die denkwürdige Krippenfeier in Greccio ist die »Lebensbeschreibung des heiligen Franziskus«, verfasst von Bruder Thomas von Celano um das Jahr 1228. Der von Franziskus ausgewählte Ort war nichts anderes als eine Felsenhöhle im Wald. Seine Wahl begründet er ausführlich gegenüber dem zuständigen Schlossherrn Giovanni: »Ich möchte nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen.« Für Franziskus reichte es nicht, das Evangelium nur zu hören: Er wollte es mit seinen Augen schauen. Deswegen bittet er den Herrn Giovanni, den Ort vorzubereiten, an dem in der Weihnachtsnacht das Gedenken an ein Kind gefeiert werden soll, das unter Tieren geboren und auf Heu gebettet wurde, da es nirgendwo Platz gab. So wurde TEXT: Prof. Dr. Marco Bartoli | FOTO: Augustinus Diekmann ofm Weihnachten in Greccio Warum Franziskus Jesu Geburt besonders festlich feiern wollte die Felsenhöhle wie ein Stall hergerichtet: »Eine Krippe zurechtgemacht, Heu herbeigebracht, Ochs und Esel herzugeführt … Über der Krippe wird ein Hochamt gefeiert, und ungeahnte Tröstung darf der Priester verspüren.« Franziskus wünscht, in der Weihnachtsnacht die heilige Messe in einem Stall zu feiern: Denn er sieht eine tiefe Verbindung zwischen dem Geheimnis des Altares und der Menschwerdung, 6

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