des Körpers explodieren. Geist, Herz, Hände und Füße sind Verbindungen mit der Welt von innen nach außen. Und der Mönch fragte: »Warum habt ihr im Westen so viele Krankheiten, die von der Wirbelsäule, dem Herzen, den Tumoren im Gehirn, den Brüsten und den Knochen ausgehen? Weil ihr die Energien der Liebe und des Glaubens blockiert. Ihr müsst die affektive und spirituelle Kraft mehr fließen lassen. Krankheiten sind Blockaden von Energien. Heiligkeit hat mit der Gesundheit des Daseins zu tun. Franziskus hat, obwohl er an den Augen, an den Knochen, an Körper und Seele krank war, die göttliche Kraft aus sich herausströmen lassen.« Diese Erfahrung, einer anderen Kultur zu begegnen und zuzuhören, hat meine Erfahrungen auf dem Berg La Verna geprägt und erweitert. Ebenbild Christi Ich schließe meine Überlegungen zu den Wundmalen des Heiligen Franziskus mit einem Text, der für das Gedenken dieses Jubiläums notwendig ist. Nach der Quellenschrift der Fioretti gibt es einen Anhang mit dem Titel: »Über die heiligen Wundmale des heiligen Franziskus und ihre Betrachtungen.« Franziskus sagt zu Bruder Leo: »Denn schon nach wenigen Tagen wird Gott so große und staunenswerte Dinge auf diesem Berg vollbringen, dass sich die ganze Welt darüber wundern wird. Er wird einige so neue Dinge vollbringen, wie er sie noch nie an irgendeinem Geschöpf in dieser Welt vollbracht hat.« Und der Heilige betete so: »›Mein Herr Jesus Christus, ich bitte dich, erweise mir zwei Gnaden, bevor ich sterbe. Die erste ist, dass ich zu Lebzeiten in meiner Seele und in meinem Körper, so weit das möglich ist, jenen Schmerz erleide, den du, süßer Jesus, in der Stunde deines bittersten Leidens ertragen hast. Die zweite ist, dass ich in meinem Herzen, so weit das möglich ist, jene unermessliche Liebe fühle, von der du, liebster Sohn Gottes, entflammt warst, um so großes Leiden für uns Sünder gerne auf dich zu nehmen.‹ Während er lange in dieser Bitte verharrte, begriff er, dass ihn Gott erhören würde und dass ihm in Kürze gewährt werden sollte, so viel von diesen Dingen zu empfinden, als dies für ein reines Geschöpf überhaupt möglich ist. Nachdem der heilige Franziskus dieses Versprechen erhalten hatte, fing er an, mit größter Hingabe das Leiden Christi und seine grenzenlose Liebe zu betrachten. So sehr nahm in ihm die Glut der Hingabe zu, dass er sich aus Liebe und Mitleid ganz in Jesus verwandelte. Während er nun in dieser Betrachtung verweilte und innerlich entflammte, sah er am selben Morgen vom Himmel her einen Seraph mit sechs leuchtenden und feurigen Flügeln kommen. Dieser Seraph näherte sich in schnellem Flug dem heiligen Franziskus, sodass er klar erkennen konnte, dass er in sich das Bildnis eines gekreuzigten Mannes trug. Die Flügel aber waren so angeordnet, dass zwei Flügel sich über sein Haupt breiteten, zwei sich zum Flug ausbreiteten und die anderen zwei den ganzen Körper bedeckten. (…) Während er noch voller Verwunderung dastand, wurde ihm von dem Erscheinenden geoffenbart, die Vision sei ihm durch Gottes Vorsehung deshalb in dieser Gestalt gezeigt worden, damit er verstünde, dass er nicht durch ein leibliches Martyrium, sondern durch das Entflammen des Geistes vollkommen in das sichtbare Abbild des gekreuzigten Christus verwandelt werden müsse. Durch diese wunderbare Erscheinung sah der ganze Berg La Verna aus, wie wenn er in hell leuchtender Feuersbrunst aufloderte, die ringsum alle Berge und Täler strahlend erleuchtete, als ob die Sonne selbst auf der Erde wäre.« (FranziskusQuellen 1456–1457). Mit diesem aussagekräftigen Text aus den franziskanischen Quellen schließe ich meine Betrachtungen, um das erleuchtete und heilige Zeichen zu zeigen, das in einem menschlichen Körper Gestalt angenommen hat. Der Autor Vitorio Mazzuco gehört zur brasilianischen Franziskanerprovinz von der Unbefleckten Empfängnis. Als Theologe hat er sich in der Franziskusforschung spezialisiert und als solcher ist er in Aus- und Weiterbildung der Brüder tätig. Außerdem engagiert er sich im Bereich Evangelisierung der Ordensprovinz. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm 11
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