Der Autor Chi Thien Vu gehört zur Deutschen Franziskanerprovinz und arbeitet als Seelsorger in der Franziskanerpfarrei Dortmund. Außerdem pflegt er den Kontakt mit der vietnamesischen Gemeinde in Deutschland. Der deutsche Franziskanerprovinzial Markus Fuhrmann begegnet Musikerinnen einer ethnischen Minderheit, anlässlich seines Vietnambesuchs im Jahr 2023. Die beiden Fotos unten zeigen ebenfalls Frauen aus diesen Minderheiten bei der Arbeit. heiten annehmen und ihnen zur Seite stehen. Das Wort Gottes allein hat noch kein Gesicht oder Körper. Erst durch Lebenszeugnisse der Fürsorgenden, wie die der Franziskanerbrüder, sehen die Menschen die Bedeutung und Verwirklichung des Gotteswortes. Die Aufgabe der Franziskaner besteht nicht darin, die Anzahl der Getauften zu ermitteln, sondern Anwalt für diese Menschen zu sein. Sie sehen in der Ausbildung der jungen Menschen eine gute Chance. Vielleicht schaffen diese es, aus dem Armutskreislauf herauszukommen. Aus der Sicht der Tradition und Kultur können die Minderheiten mit Stolz von sich behaupten, dass sie wunderschöne und wertvolle Elementen besitzen. Sie pflegen ihre Tradition, Gebräuche und Sprache bewusst und lassen diese sich nicht mit anderen vermischen. Es ist tröstlich zu erleben, dass sie allein aus eigener Kraft ihre Kultur bewahren, weil sie bei einer Verbindung mit der Kinh-Gruppe eine Entfremdung sehen. Dem franziskanischen Gedankengut »Bewahrung der Schöpfung« kann man »Bewahrung der Kultur« hinzufügen, weil es hier um Kulturen der Minderheiten geht, die in einer bedrohenden Umwelt lebt. Mit dieser Überzeugung, dass Gott nicht nur in eine typisch jüdische, abendländische Kultur hineingeboren wird, sondern in alle, versuchen die Franziskaner die Kultur der jeweiligen Volksgruppen, zu denen sie gesandt sind, zu bewahren. Der erste Schritt ist, die Sprache zu lernen. Gottesdienste werden nicht in Vietnamesisch gehalten, sondern in der Sprache der Minderheiten. Typische Elemente der Kultur, wie die Gesänge und Instrumente, werden in die Liturgie fest mit eingebaut, sodass die Menschen sich wieder damit identifizieren und dann darin Heilung finden können. 28 | 29
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