Jemanden sehen, der Hilfe braucht – wie Franziskus, der sich zu den Menschen wendet, die am Rande stehen, die aussätzig sind, die von anderen geächtet und links liegen gelassen werden. Jemanden sehen, der Hilfe benötigt – wie viele Beispiele aus dem Leben Jesu beschreiben: die Kranken, die er geheilt hat; die aus der Gesellschaft Ausgeschlossenen, die er wieder in die Mitte gestellt hat; die Ehebrecherin, die er vor der Steinigung gerettet hat. Dieses »Sehen« und »Helfen« habe ich als Programm für mich und mein Leben verstanden. Das sieht konkret so aus: Seit 38 Jahren lebe ich am Rande von Kirche und Gesellschaft in einem Notquartier am Stadtrand von Herne, in dem Menschen ankommen, in deren Leben etwas heftig schiefgelaufen ist. Für sie bin ich einfach da. Ich lasse die Begegnung mit ihnen zu, störe mich nicht daran, dass sie nicht »ins Raster« der Gesellschaft passen. Für mich sind es normale Nachbarn, Menschen wie Du und ich. Sie sehnen sich einfach nur danach, wahrgenommen zu werden, in NotfälDurchs Raster gefallen Soziale Randgruppen in Deutschland len begleitet zu werden oder Hilfe bei persönlichen Problemen zu bekommen. Alltagshilfe für alle Zurzeit leben überwiegend ältere Einzelpersonen oder bedürftige junge Ehepaare im Notquartier. Hier bin ich weitestgehend praktisch tätig. Es geht um Hilfen im Alltag, wie Begleitung bei Einkäufen und zu den Ämtern, Ausfüllen von Formularen oder Transporte von Haushaltsgeräten oder von gehbehinderten Personen zu Ärzten. Wir leben weit vom Geschehen der Stadt entfernt und das ist oftmals ein Problem. Das nächste Geschäft, der nächste Arzt sind mindestens einen Kilometer entfernt und schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, wobei deren Nutzung schon oft an dem Geld für die Fahrkarte scheitert. Früher lebten hier in der Notunterkunft oft Familien, die zum Schutz der Kinder nicht obdachlos werden durften. Die damaligen Kinder haben jetzt selber Familien, mit eigenen TEXT UND FOTOS: Horst Langer ofm 32
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