Franziskaner Mission 2 | 2024

Franziskanisch leben bedeutet für mich ein Zusammenspiel von kontemplativen Zeiten, in denen ich mein Sein und meinen Glauben in Gottes Gegenwart stelle, mit meinem täglichen Leben und Handeln. Da ich evangelisch bin und seit einigen Jahren eher katholisch praktiziere, bewege ich mich irgendwie zwischen den Amtskirchen und definiere Kirche wesentlich weiter: Kirche ist für mich der »Ort«, an dem ich Glaubensgemeinschaft spüre. Ein Ort, wo ich einen urteilsfreien Austausch über gelebten Glauben erfahren kann und wo neue Wege gewollt sind. Gerne stelle ich mich in den Dienst einer dienenden Kirche – jedoch einer herrschenden Kirche entziehe ich mich. Elke Hahn (Vivere-Gruppe Fulda) Was bedeutet es für mich, im Alltag franziskanisch zu leben? Bewusster, offener, gemeinschaftlicher und geschwisterlicher leben, aber kritischer und hinterfragender in die Welt schauen. Manchmal ist es auch eine innere (Not)bremse, die mir zu verstehen gibt: »Jetzt mal stopp, brauche ich das, will ich das, muss das jetzt sein?« Franziskanisch zu leben erdet mich und lässt mich überlegter handeln, fordert mich aber auch zum Handeln heraus. Wo sehe ich meinen Platz als Vivere-Schwester/-Bruder in der Kirche? In der Kirche als Institution sehe ich mich gar nicht, weil sie meiner Meinung nach viel zu weit weg ist vom Eigentlichen und leider nur noch verwaltet wird. Mit dem Begriff Kirche als Glaubensgemeinschaft kann ich schon mehr anfangen. Als Vivere-Schwester fühle ich mich als ein Teil der franziskanischen Familie, denn die Verbundenheit untereinander ist sehr groß, auch wenn man sich nur selten begegnet. Mit und in dieser vielfältigen Gemeinschaft tätig zu werden und den Menschen zu zeigen, dass es sich noch »lohnt« (dass es noch »in« ist) zu glauben und dass man mit diesem Glauben durchaus auch ein moderner, aufgeschlossener und lebensfroher Mensch sein kann, da fühle ich mich am richtigen Platz. Veronika Möller (Vivere-Gruppe Fulda) In der Vivere-Gruppe Rheinland, der ich seit 2016 angehöre, erlebe ich einen kirchlichen Aufbruch und eine Bewegung, die (so frei und unabhängig wie möglich) immer wieder neue Wege beschreitet, um mitten im Alltag den Glauben zu leben. Diese Erfahrung habe ich in diesem Text dargestellt: Seht, wie sie füreinander da sind, wie sie einander in Würde begegnen und sich einander über alle Grenzen hinweg als gleichwertige Kinder Gottes behandeln! Seht, wie sie – im Vertrauen auf die Wirkkraft des Geistes – sich gegenseitig ermutigen und befähigen, das Leben in Kirche und Gesellschaft mitzugestalten und Verantwortung füreinander und für Gottes Schöpfung zu übernehmen! Seht, wie sie miteinander Glauben und Leben teilen, so dass niemand aus diesem sozialen Netz fällt und verloren geht und Kirche zu einem Ort der Geborgenheit und Heimat wird, selbst über den Tod hinaus. Seht, wie sie einander und Gottes Schöpfung lieben! Joachim Schick (Vivere-Gruppe Rheinland) 11

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=