Franziskaner Mission 2 | 2024

Unser gelebtes Zeugnis soll evangelisieren vor der Verkündigung durch das Wort. Die Brüder sollen »vor allem durch Werke«, durch ihr Verhalten, durch ihren Lebensstil predigen. Dies erfordert, sich ständig auf einen Prozess der Bekehrung einzulassen. Der heilige Franziskus geht auf die Aussätzigen zu. In der Begegnung mit ihnen erfährt er, dass das, was ihm bitter erschien, sich in »Süßigkeit des Geistes und des Leibes« verwandelt hat. Er sieht die Aussätzigen nach seiner Bekehrung mit anderen Augen. Er erkennt in ihnen konkrete Menschen, konkrete Gesichter Christi, Brüder und Mission in Nordostbrasilien Herausforderungen an die Franziskaner TEXT: Walter Schreiber ofm | MALEREI: Benedito Geraldo Gomes Gonçalves ofm Der heilige Franziskus bittet seine Brüder, die hinausziehen und missionieren wollen, durch zwei geistliche Möglichkeiten zu wirken. Eine besteht darin, weder »Zank noch Streit« zu beginnen, sondern »um Gottes Willen allen Menschen untertan« zu sein und zu bekennen, dass sie, die Brüder, Christen sind. Die andere, »falls sie [die Brüder] es als gottgefällig erkannt haben« und die Menschen wegen des gelebten Beispiels der Brüder es wünschen, ihnen das Wort Gottes zu verkünden und sie zu taufen. (vgl. Nicht-bullierte Regel, Kapitel 16) Schwestern. In der Begegnung mit ihnen hat er sich selbst evangelisiert. Er erfährt Mission und Evangelisierung als Geschenk, als ein Geben und Nehmen. In den Aussätzigen erkennt er die unermessliche Liebe Gottes und das Geheimnis der Menschwerdung Jesu. Das bedeutet: Evangelisieren und Missionieren erfolgt durch Kontakte mit konkreten Menschen. Nur so kennt man ihre »Freude und Hoffnungen, ihre Trauer und Ängste«. Trotz aller modernen Kommunikationsmittel ist die Grundlage der Glaubensweitergabe immer noch die Begegnung von Mensch zu Mensch. Nur so wird man Jünger und Jüngerin, Missionar und Missionarin. Auf diese Weise evangelisieren die Armen durch ihre eigene Glaubenserfahrung, durch ihr Leben aus dem Glauben und durch die Ausdrucksweise ihrer Frömmigkeit. Option für die Armen Nach dem II. Vatikanischen Konzil (1962– 1965) und den lateinamerikanischen Bischofskonferenzen mit ihrer klaren Aussage zur Option für die Armen geschah dies: Viele Ordensmitglieder sind in die unmittelbare Nachbarschaft der armen Bevölkerung, direkt in die städtischen und ländlichen Armenviertel, umgezogen. Sie wollten an deren Leben konkret teilnehmen und spüren, was es heißt, arm zu sein und in ständiger Unsicherheit zu leben. Durch ihre Nähe und Solidarität, durch ihr Zeugnis, wollten sie die Unsicherheit der armen Menschen mittragen und mildern. Die gemeinsame Erfahrung in den Basisgemeinschaften haben die Hoffnung dieser Menschen gestärkt und ihnen Franziskus begegnet einem Aussätzigen. 14

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