Der Autor Lars Jücker studiert im Masterstudiengang »Interreligiöse Studien: Judentum, Christentum, Islam« an der Theologischen Fakultät Trier. Im März 2024 nahm er an der Bolivienexkursion des Lehrstuhls für Pastoraltheologie teil. Der Autor Klaus Vellguth ist Professor für Pastoraltheologie mit Homiletik an der Theologischen Fakultät Trier. Bewahrung der Schöpfung An mehreren Stationen ihrer Reise wurde die Gruppe aus Deutschland von Franziskanern begrüßt, beherbergt und begleitet: so auch in Cochabamba und Tarata. In Cochabamba besuchen die Studierenden zunächst die Theologische Fakultät »San Pablo«, mit der ihre Theologische Fakultät Trier seit Jahrzehnten verbunden ist. Im Rahmen eines gemeinsamen Studientags findet dort ein interkultureller theologischer Austausch statt. Ein wichtiges Thema: Die Auseinandersetzung mit indigenen Schöpfungsspiritualitäten am Amazonas. Im Zentrum der Franziskaner in Cochabamba kommt es zwei Tage später zu einer eindrücklichen Begegnung mit Umweltaktivisten, die sich in Bolivien für eine Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Sie erzählten von ihrem Kampf »David gegen Goliath«. Mutig stellen sich verschiedene Umweltorganisationen der Umweltzerstörung entgegen und setzen sich für einen Schutz des Regenwaldes ein. Spürbar wird in Cochabamba: Die Sorge um sowie die Verantwortung für die Schöpfung verbindet Christen in Bolivien und Deutschland. Glaube schafft Lebensmut Und immer wieder die Erfahrung, wie sich das Leben und der Glaube der Menschen in Bolivien umarmen. So auch beim Palmsonntagsgottesdienst in Santa Cruz de la Sierra. Der Gottesdienst wird auf dem Platz vor der Kathedrale gefeiert, da das Gotteshaus die vielen zusammenströmenden Gläubigen gar nicht aufnehmen kann. Ein Bild des Lebens: Tausende Menschen, die ihre Palmzweige, aus Palmen geflochtene Kreuze oder einfach nur Blumenbouquets in den Händen halten und zur mitreißenden Musik in der Luft schwenken. Nach dem Schlusssegen strömen viele Gläubige nach vorn, um sich auch noch einmal einzeln segnen zu lassen. Ein beeindruckend feuchtes Erlebnis für viele, wenn ein halbes Dutzend Segensspender ihre Palmwedel oder Blumen ins Wasser tauchten, um die Gläubigen mit Wasser zu besprengen. Landesweit wurde der Gottesdienst im Fernsehen übertragen. Auch wenn die Spendung des Segens nur eine Randnotiz des Gottesdienstes bildet, scheint diese doch symptomatisch zu sein. Deutlich zeigt sich hier ein Unterschied zur deutschen Kirche. Während die Gottesdienstbesucher in Deutschland nach dem Schlusssegen nach Hause eilen, bleiben die Christen in Bolivien zusammen. Großer Andrang herrscht regelmäßig bei den Einzelsegnungen, die unmittelbar an den Gottesdienst anschließen. Im Segensritus wird den Gottesdienstbesuchern die Nähe Gottes zugesprochen. Ein wichtiger Aspekt im bolivianischen Glauben: Der Segen und Zuspruch, dass alles im Leben gut wird. Weltkirchliche Erfahrung Monatelang ist die Bolivien-Studienreise der Theologischen Fakultät unter Leitung von Michael Meyer gemeinsam mit der Partnerschaftskommission der Bolivianischen Bischofskonferenz, der Deutschen und der Bolivianischen Franziskanerprovinz sowie der Diözesanstelle Weltkirche des Bistums Trier vorbereitet worden. Von ihrer dreiwöchigen Reise kehrten die Studierenden bereichert nach Deutschland zurück. Beschenkt wurden sie mit einer bunten kulturellen Vielfalt, der Erfahrung einer nicht für möglich gehaltenen Gastfreundschaft und von der Begegnung mit einer jungen und dynamischen Kirche. Diese sehr bereichernde Erfahrung von Weltkirche und Mission wurde von der Franziskaner Mission München gefördert und großzügig finanziell unterstützt. Gerne möchten alle Beteiligten diese inspirierende und erfolgreiche Zusammenarbeit auch in Zukunft fortsetzen. Am Ende des Gottesdienstes geht die junge Gemeinde zum Altar und erhält vom Priester einen weihwasserreichen Segen. Palmsonntagsgottesdienst auf dem Platz vor der Kathedrale in Santa Cruz de la Sierra 20 | 21
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